Auf Wachstumskurs in El Salvador

Die Henka Werkzeugmaschinen und Werkzeuge Rittersgrün (Erzgebirgskreis) ist ein Paradebeispiel für mittelständischen Ehrgeiz. Die Firma hat die Krise gemeistert, expandiert - und macht nun Geschäfte in Zentralamerika.

VON SAMIRA SACHSE

Rittersgrün - Für Bernd Hentschel ist die Weihnachtszeit 2010 alles andere als ruhig und

besinnlich. Der Geschäftsführende Gesellschafter und Gründer von Henka, eines

Werkzeug- und Maschinenanbieters aus dem Erzgebirge, würde sich am liebsten

gleichzeitig um fünf, sechs Sachen kümmern. Kurz vor dem ersten Advent ist der

"Unruheständler" - Hentschel wird im Februar 66 Jahre alt - noch "mal schnell" ins ferne El Salvador geflogen. Dort hat Henka einen ungewöhnlichen Auftrag an Land gezogen. "Unser Vertrag für die Einrichtung eines Kompetenzzentrums an der Technischen Hochschule in San Salvador läuft seit dem 1. Dezember, da ist wenig Zeit für Muse", sagt er.

Für die kleine Firma ist der erste große Auslandsauftrag lang ersehnt und eine "wirklich

dicke Nummer". Schließlich hat Henka den Zuschlag erhalten, nachdem zwei

Branchenriesen aus Deutschland und Österreich nicht zum Zuge kamen. "Die Gesellschaft für technische Zusammenarbeit hat einen Partner für die Einrichtung eines CNC-Kompetenzentrums gesucht", sagt Hentschel. Henka hatte seit den 1990er-Jahren vor allem in den ostdeutschen Ländern 300 solcher Spezialwerkstätten für die Fachkräfteausbildung ausgestattet. Hentschel: "Da war zumindest unser Name bekannt."

Projekt dauert drei Jahre

Inzwischen läuft die Detailplanung für den 430.000-Euro-Auftrag auf Hochtouren. Nicht

nur der Maschinenpark unserer neuen Kunden in El Salvador soll maßgeschneidert

werden, sondern auch die Lehrpläne. "Im Mai wollen wir die Technik liefern, im Juni mit

der Schulung der Ingenieure und Ausbilder beginnen", sagt er. Drei Jahre lang werden die Erzgebirger das Projekt in dem 9000 Kilometer entfernten Staat in Zentralamerika betreuen. "Für uns ist das auch die Riesenchance, weitere Kunden in El Salvador zu gewinnen", so Hentschel. Er berichtet, dass er bereits mit einem Dutzend Maschinenbaubetrieben sowie Hochschulen und Universitäten im Kontakt ist.

Land mit Fachkräftemangel

"El Salvador ist zwar ein Entwicklungsland, aber die Verantwortlichen haben nun die

Wichtigkeit der industriellen Entwicklung erkannt", berichtet er. Allerdings gebe es noch

ein gravierendes Problem: Gerade in Kernbranchen wie dem Maschinenbau gebe es in El Salvador kaum Fachleute und es fehle an Kapazitäten und Kompetenz für die Ausbildung. Die Einrichtung einer speziellen Lehrstätte durch Henka und die fachliche Betreuung soll helfen, das Defizit zu beheben. "Wir werden Mitarbeiter als Trainer hinschicken", sagt Hentschel, der im Frühjahr wieder ins Flugzeug steigen und zu seinen Kunden jenseits des Atlantischen Ozeans reisen wird. "Wir wollen auch neu einstellen", berichtet er.

Schritt für Schritt will Henka nun wieder wachsen. Das Krisenjahr 2009, wo der Umsatz

um 40 Prozent gegenüber 2008 gesunken war, Kurzarbeit und Schulungen verordnet wurden und sechs Leute entlassen werden mussten, ist zu den Akten gelegt. Die 32-

Mann-Firma wird in diesem Jahr den Umsatz um fast ein Fünftel steigern auf etwa zehn

Millionen Euro und Gewinn machen. "Und der Aufwärtstrend hält an", sagt Hentschel, "das macht wieder richtig Spaß".

Quelle: Freie Presse, Annaberger Zeitung, 13.12.2010