Dieser Filter musste erst erfunden werden

Lößnitz. Große Kräne fahren seit Wochen ihre Ausleger auf dem Gelände der Gießerei Lößnitz aus. Rohr für Rohr, Aggregat um Aggregat setzen sie eine Anlage zusammen, die frischen Wind in die Produktion des erzgebirgischen Graugußspezialisten bringen soll - im Wortsinn.

Für ihre neue Abgasreinigung investiert die Gießerei 3,8 Millionen Euro, wesentlich mehr als ursprünglich veranschlagt war. Dazu kommen jährliche Betriebskosten in Höhe von rund 300.000 Euro.

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Die Lößnitzer liefern tonnenschwere Werkzeuge für den Porsche-Werkzeugbau in Schwarzenberg, für BMW, Daimler und Volkswagen. Das Unternehmen ist ein Schwergewicht seiner Branche, doch wenn beim Gießen der Füllstoff in den großen Formen verdampft, stinkt es zum Himmel, und in der Umgebung der Gießerei legt sich fettiger Ruß auf Wäsche, Fenster und Gartenmöbel. Das führte in der Vergangenheit immer wieder zu Konflikten mit Nachbarn. Darüber hinaus hatten Messungen des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie vor zwei Jahren ergeben, dass von dem Betrieb an Gießtagen eine erhöhte Umweltbelastung ausgeht, die zwar nicht beängstigend ist, aber Maßnahmen erfordert. "In Zukunft unterschreiten die Abgaswerte das Erlaubte deutlich", sagt Martin Boxhofer vom österreichischen Filteranlagenbauer Kappa, den die Gießerei mit der Errichtung der Abgasreinigung betraut hat.

Dabei habe Kappa Pionierarbeit geleistet, sagt Frank Kattermann. "Eine Anlage wie diese existiert bislang kein zweites Mal in Deutschland. Da sind wir Vorreiter" Das Problem bestand darin, dass es in der Werkhalle keinen festen Platz gibt, an dem gegossen wird und wo die Abgase gezielt abgesaugt werden könnten. Die riesigen Gießformen stehen überall verteilt, die Abluft sammelt sich unterm Dach und wann immer ein Oberlicht aufgeht, entweichen Dämpfe nach draußen.

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Quelle: Freie Presse vom 23.11.2017, Mario Ulbrich