Erzgebirger verstehen 'ne Menge von Holz

Die Tischlerei Tino Päßler aus Rittersgrün präsentiert sich in München auf der Handwerksmesse. Der seit 1990 bestehende Betrieb analysierte den Markt und lud 150 Eigentümer oder Verwalter ein, bei denen er historische Bausubstanz erhalten oder sanier

VON FRANK NESTLER

RITTERSGRÜN - Halle A4, Stand 449. Das ist ab morgen die "Adresse" der Rittersgrüner Tischlerei Päßler auf der internationalen Handwerksmesse in München. "Zweimal war ich dort schon Besucher, hab' mich umgeschaut. Voriges Jahr mit der Frage, ob es jemanden mit unserem speziellen Leistungsprofil gibt. Jetzt sind wir Aussteller", erklärt Firmenchef Tino Päßler. Er und seine Mannschaft beherrschen natürlich das traditionelle Tischlerhandwerk. Auf dieser Grundlage aber haben sie sich auf Sanieren, Erhalten und Wiederherstellen historischer Bausubstanz spezialisiert und eingerichtet.

Diese Messebeteiligung ist für die Rittersgrüner Neuland, die Stadt ist es hingegen nicht. "Ein Drittel unserer Aufträge kommt mittlerweile aus München. Das ging vor einigen Jahren mit Arbeiten in einem Kino los und hat sich Schritt für Schritt entwickelt. Jetzt kann man von einem Hauptstandbein sprechen. Wir haben in München sogar eine feste Unterkunft für unsere Leute", sagt Päßler. Vom Messeauftritt erhofft er sich den Ausbau spezieller Aufträge und das Festigen der Position in Bayerns Landeshauptstadt. Dabei will der 43-Jährige möglichst wenig dem Zufall überlassen. "In den für uns interessanten Stadtteilen mit den entsprechenden Gebäuden hab' ich intensive Marktforschung betrieben, mit vielen potenziellen Kunden gesprochen, denen ihr Eigentum sehr am Herzen liegt. Danach haben wir gezielt 150 Einladungen verschickt, uns am Messestand zu besuchen."

Bis zum 22. März erfahren dort Interessenten alles aus erster Hand, denn der Firmeninhaber selbst wird Standbetreuer sein. "Die Altgesellen Sandro Ewald und Ralf Merschenz unterstützen mich drei Tage, opfern dafür ihr freies Wochenende", sagt der Chef, der auf seine ganze Truppe schwört. Außer ihm gibt es acht feste, dazu einige freie und pauschal beschäftigte Mitarbeiter. Dass die Erzgebirger 'ne Menge von Holz verstehen, belegt Päßler anhand vieler Beispiele von Treppen, Türen, Toren, Fenstern und Fußböden, die seine Tischlerei gefertigt oder bearbeitet hat. Auch mit Restaurierungen und mit Denkmalschutz-Anforderungen kennen sie sich aus. Dass Auftraggeber gut ausgebildete Fachkräfte aus dem Erzgebirge zu schätzen wissen, zählt als weiteres Plus.

Zieht Päßler auswärts Aufträge an Land, profitieren davon auch weitere Handwerker in der Heimat. "Wir bringen mitunter noch Arbeit mit - für Schlosser, für Glaser, für andere Tischler", so der Meister, der einst bei Klaus Korb in Raschau das Handwerk erlernte und nun schon seit Jahren selbst ausbildet. "Zurzeit haben wir einen Lehrling im dritten und einen im zweiten Ausbildungsjahr. Für den Lehrbeginn 2011 gibt's zwei gute Interessenten."

Ihr Domizil hat die Tischlerei Päßler seit etwa sechs Jahren in der ehemaligen "Gockelbar", die für die Belange der Firma umgebaut wurde. Quelle: Freie Presse, Schwarzenberger Zeitung, 15.03.2011