Firma setzt gezielt auf eigenen Nachwuchs

48 junge Menschen hat die Gornsdorfer KSG Leiterplatten GmbH seit 1997 ausgebildet. Einer von ihnen wird nun geehrt - und will höher hinaus.

VON FRANZISKA MUTH

GORNSDORF - Eine zweifache Premiere erlebt die KSG Leiterplatten GmbH Gornsdorf in diesen Tagen: Am 13. Oktober wird erstmals einer ihrer frisch ausgelernten Auszubildenden von der Industrie- und Handelskammer Chemnitz als einer der besten Azubis seines Berufs im Kammerbezirk Südwestsachsen ausgezeichnet. 95 von 100 möglichen Prüfungspunkten hat Mikrotechnologe Martin Claus erreicht.

Doch dem 25-Jährigen ist das noch nicht genug. So schließt er ein Studium zum Bachelor für Produktionstechnik an der Staatlichen Studienakademie Glauchau an. Quartalsweise wird er wechseln: zwischen der Akademie und KSG. Damit ist der Gornsdorfer der Erste, der seine Lehre in dem Leiterplatten-Betrieb gemacht hat und nun von diesem auch beim Studium begleitet wird.

Bisher alle Azubis übernommen

Claus ist einer von sechs Lehrlingen, die im Sommer bei dem Unternehmen ihre Ausbildung erfolgreich beendet haben, und einer von 48 seit 1997. "Nachdem das Unternehmen 1994 reprivatisiert wurde, wollten wir erst aus den roten Zahlen raus sein", begründet Geschäftsführerin Margret Gleiniger, warum nicht von Beginn an ausgebildet wurde.

1997 begannen zwei junge Leute ihre Ausbildung im Betrieb, der anfangs rund 120 Beschäftigte zählte. 45 junge Frauen und Männer haben seitdem bei KSG in gewerblichen Berufen ausgelernt. Dazu zählen Industrieelektroniker sowie -mechaniker, Mechatroniker, Oberflächenbeschichter, Mikrotechnologe, Medientechniker für Siebdruck sowie Maschinen- und Anlagenführer. Drei Studenten haben seit 1997 ihren Abschluss an einer Berufsakademie (BA) gemacht. "Bisher haben wir alle übernommen, 41 von ihnen sind noch bei uns", sagt Gleiniger. Aus mehreren Gründen setze KSG darauf, "den eigenen Nachwuchs heranzuziehen". So würden bis 2018 rund 70 der gut 500 Mitarbeiter altersbedingt ausscheiden.

Und das Unternehmen wachse: 2010 verzeichnete es 60,6 Millionen Euro Umsatz, 2011 werden 66 Millionen Euro erwartet. Zwar spüre KSG den Fachkräftemangel derzeit noch nicht so stark - Gleiniger: "Wir hatten keine Probleme, in diesem Jahr drei Stellen im IT-Bereich zu besetzen." Dennoch werde Wert auf Verstärkung aus dem eigenen Team gelegt: "Während der Ausbildung entsteht eine Bindung. Und wir wollen den, der sagt: Ich will länger bei euch arbeiten, nicht nur drei Jahre."

Es zählen nicht allein die Noten

Es sei schwieriger geworden, geeignete Auszubildende zu finden, berichtet die Geschäftsführerin. "In den ersten Jahren kamen sie von allein. Mittlerweile sind es weniger und die Qualität hat sich auch nicht verbessert." Anfangs habe sich KSG leisten können, nur auf die Noten zu schauen. Nun würden Charaktereigenschaften und persönlicher Hintergrund eine größere Rolle spielen.

So kann sich der Betrieb heute etwa vorstellen, Studienabbrecher über 20 auszubilden. "Das hätte ich vielleicht 1997 nicht gemacht", so Gleiniger, auch Vorsitzende im Bereich Wirtschaft beim Arbeitskreis Schule-Wirtschaft Erzgebirge. Wichtig sei, dass die Bewerber das Gefühl vermitteln, "sie wollen bei uns lernen." Kontakte zu Interessenten knüpft KSG auf Ausbildungsmessen, bei Schnupperkursen für Schüler oder auch zur Woche der offenen Unternehmen.

Zurzeit zählt das Unternehmen 29 Azubis in gewerblichen Berufen und zehn BA-Studenten. Bei der Ausbildung kooperiert KSG unter anderem mit Galvanotechnik Baum in Zwönitz und VW in Chemnitz. Auch berufsbegleitend wird weitergebildet. Quelle: Freie Presse, Ausgabe Stollberger Zeitung, 05.10.2011