Geologischen Strukturen im Erzgebirge auf der Spur

Westerzgebirge wird mit modernem seismischen Verfahren auf Eignung für Tiefengeothermie-Kraftwerk untersucht

Die Region um Schneeberg (Erzgebirgskreis) soll in den kommenden Monaten mit einem modernen seismischen Verfahren erkundet werden. Vertreter des Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft, des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) und des Leibniz-Instituts für Angewandte Geophysik (LIAG) informierten darüber heute (24. Januar 2012) die Bürgermeister von Städten und Gemeinden in der Region zwischen Zwickau und Aue bei einer Veranstaltung in Schneeberg. Ziel der Untersuchung ist der Nachweis geologischer Gesteinsstrukturen, die für den Betrieb eines Tiefengeothermie-Kraftwerks geeignet sind.

 

In einem zukünftigen gemeinsamen Projekt der Bundesrepublik Deutschland und des Freistaates Sachsen soll die Machbarkeit der petrothermalen Tiefengeothermie in kristallinen Gesteinen in Deutschland getestet werden. Bei einem derartigen Vorhaben wird kaltes Wasser in große Tiefen gebracht, um es nach einer Anheizphase durch Nutzung der Erdwärme wieder an die Oberfläche zu holen. Das erhitzte Wasser wird in speziellen Anlagen zur Stromproduktion eingesetzt, während die Restwärme für Heizzwecke genutzt wird. „Erdwärme ist eine saubere Energie, die im Gegensatz zu Wind oder Sonne rund um die Uhr zur Verfügung steht“, sagt Umweltminister Frank Kupfer. „Schon aus diesem Grund ist ihre Nutzung vorteilhaft. Die Errichtung eines petrothermalen Kraftwerks in Sachsen wäre ein innovativer Beitrag zur Entwicklung der tiefen Geothermie in Deutschland und Europa.“

 

Ergebnis der jetzt anlaufenden seismischen Untersuchungen wird ein 3-D-Modell des Untergrundes der Region sein, das dokumentiert, wo die Bohrungen für ein Tiefengeothermie-Kraftwerk optimal platziert werden können. Das LIAG in Hannover leitet die seismischen Untersuchungen und wertet sie gemeinsam mit der TU Bergakademie Freiberg, der Universität Hamburg und dem LfULG aus. Die Gesamtkosten für die Arbeiten in Höhe von ca. sechs Millionen Euro trägt das Bundesumweltministerium.

 

Ergeben sich bei der seismischen Untersuchung deutliche Hinweise für die im Untergrund vermuteten geeigneten Gesteinsstrukturen, so ist der nächste Schritt hin zum Tiefengeothermie-Kraftwerk eine Forschungsbohrung in etwa 5 000 Meter Tiefe. Sollten sich dabei die Erwartungen an das thermische Reservoir und andere Parameter erfüllen, kann mit weiteren Tiefbohrungen und schließlich dem Bau des Kraftwerks begonnen werden. Die Anlage könnte noch in diesem Jahrzehnt in Betrieb gehen.

 

Hintergrund:

 

In Deutschland gibt es bisher nur sehr wenige Tiefengeothermie-Kraftwerke und zwar in Regionen, wo im Untergrund heißes Wasser vorhanden ist. Dies ist in Sachsen nicht der Fall. Ein ähnliches, der Situation in Sachsen vergleichbares Forschungsprojekt existiert nur in Frankreich, in Soultz-sous-Forêts bei Straßburg. Weitere Informationen zu Nutzungsmöglichkeiten der tiefen Geothermie gibt es im Internet unter www.idw-online.de/pages/de/news457906, der Stand der sächsischen Aktivitäten ist unter www.umwelt.sachsen.de/umwelt/geologie/18993.htm dokumentiert. Zurzeit werden in Sachsen 8 800 Häuser mit oberflächennaher Erdwärme (bis ca. 200 Meter Tiefe) im Winter beheizt und zum Teil auch im Sommer gekühlt. Die installierte Gesamtheizleistung beträgt dabei 107 Megawatt.

 

 

Quelle: Medienservice, 24.01.2012