Solarworld schwört aufs Osterzgebirge

Vom Ausgangsmineral für Lithium sind die ersten 20 Tonnen in Zinnwald abgebaut. Jetzt lässt der Konzern am Verfahren forschen. 2015 könnte die Herstellung von Lithiumcarbonat für leistungsfähige Batterien starten.

VON GABRIELE FLEISCHER

FREIBERG - Auch wenn die Entwicklung von Elektroautos noch in den Kinderschuhen steckt, Solarworld hat den Fuß nicht nur bei Rennautos in der Tür. Der Konzern hat sich die Rechte am Lithiumabbau in Zinnwald an der Grenze zu Tschechien gesichert. Mindestens 40.000 Tonnen vermutet man allein auf deutscher Seite, wie Armin Müller, Geschäftsführer der Solarworld Solicium GmbH, gestern im Beisein des sächsischen Wirtschaftsministers Sven Morlok betonte.

"Die erste Kernbohrung im Revier Zinnwald ist bis November geplant."

Armin Müller Geschäftsführer Solarworld Solicium GmbH

In dem im Osterzgebirge unter der Erde lagernden sogenannten Zinnwaldit schlummert 1,5 Prozent Lithium, ein Ausgangsstoff für Lithiumcarbonat, das für Batterien verwendet wird. Die müssen leistungsfähiger und leichter werden. Ein Forschungsprojekt, mit dem sich auch die TU Bergakademie beschäftigt. Deswegen, so Armin Müller, wird man neben Ingenieurbüros aus der Region auch mit der Universität Hand in Hand gehen.

Die ersten 20 Tonnen des Zinnwaldits sind abgebaut. Damit werden jetzt Verfahren zur wirtschaftlichen Aufbereitung getestet. "Für weitere Probebohrungen haben wir am 27. Juli einen Antrag beim Oberbergamt Freiberg gestellt", erklärt Müller, der im Oktober mit der Genehmigung rechnet. "Die erste Kernbohrung ist bis November geplant." Über zwei Millionen Euro fließen aus der Solarworld-Konzernkasse in die Verfahrensentwicklung. Sieben Quadratkilometer groß ist die Fläche in Zinnwald, die durchforstet wird, weitere drei Quadratkilometer beinhaltet der neue Antrag. 2015 könnte Zinnwaldit abgebaut werden. Voraussetzung dafür allerdings sind Bestätigungen für die Größe der Lagerstätte. Zu den 40.000 Tonnen auf deutscher Seite sollen 80.000 auf tschechischer Seite kommen. Verhandlungen mit den Nachbarn gebe es allerdings noch nicht. Die Osterzgebirgsregion hätte damit nach den Worten von Müller eines der größten Vorkommen in Europa. Angenommen werden zudem Lithiumvorkommen in der Annaberger und Marienberger Region. Bisher kommt Lithium vor allem aus Salzlagerstätten in Chile.

In Sachsen soll auch die Verarbeitung zu Lithiumcarbonat bleiben. Wo genau, das werde noch untersucht. Kommen Abbau und Verarbeitung ins Laufen, könnten nach den Worten des Solarworld-Projektleiters einmal 150 Arbeitsplätze entstehen. Nötig dafür aber sind dann laut Müller noch einmal 20 bis 30 Millionen Euro an Investitionen.

Geld, das der Konzern für ein weiteres Standbein gut angelegt sieht. Verbindet sich doch damit die solare Stromerzeugung mit der Elektromobilität. Carports, die Sonne tanken, werden von Solarworld schon hergestellt. Werden Ausgangsstoffe für Elektroautobatterien in der Region gewonnen und die Leistungsfähigkeit der Batterien verbessert, wäre dem Durchbruch für Elektroautos die Tür geöffnet. Quelle: Freie Presse, Ausgabe Freiberger Zeitung, 27.09.2011