Camps fördern Austausch mit Jugendlichen aus Tschechien

Viele junge Erzgebirger lassen die Ferien nicht ungenutzt verstreichen. Dank zweier Sozialprojekte trafen sie Gleichaltrige aus dem Nachbarland. Neben Spaß und Freundschaft ging es auch um ernste Themen.

VON ANDREAS BAUER

DREBACH/RÜBENAU - Eine abwechslungsreiche Woche liegt hinter 50 Jugendlichen aus dem mittleren Erzgebirge sowie aus Tschechien. „Drei Orte, zwei Länder, ein Ziel“, lautete der Titel des Feriencamps, das jeden Tag neue Aktivitäten und Diskussionsrunden bot. Aufgeteilt in zwei Gruppen, wurde in der Pockauer Strobel-Mühle und im Haus der Kammbegegnungen in Rübenau übernachtet.

Schon in der Kletterwelt Erzgebirge und in der Naturschutzstation Pobershau gab es viel zu erleben. Doch genauso gut kam der Ausflug in den dritten Ort des Projekts an: Zschopau. „Hier ging es in erster Linie um Sport, Spiel und Spaß“, sagt Betreuer Mathias Raschke vom örtlichen Jugendclub High-Point, der zusammen mit dem Kanusportverein Falke neben Fußball und Volleyball auch das Paddeln auf der Zschopau ermöglichte.

Selbst zum Spaßtag in der Motorradstadt gehörte ein ernster Teil. So setzten sich die 13 bis 17 Jahre alten Jugendlichen am Vormittag unter Anleitung von Oliver Seidel vom Kreisjugendring mit dem Thema Wahlen auseinander. „Es ging darum, sich eine Meinung zu bestimmten Themen zu bilden“, erklärt Fabian Ferber. Der 22-Jährige, der an der Berufsakademie Breitenbrunn Soziale Arbeit studiert und dafür beim Kreisjugendring praktische Erfahrungen sammelt, erlebte interessante Diskussionen. Gehört Tierschutz ins Grundgesetz? Sollten am Wochenende mehr Busse und Züge fahren? Auch über die Legalisierung von Cannabis wurde debattiert.

An den drei Orten ging es für die Teilnehmer aus zwei Ländern vor allem aber um eins: Geschehnisse aus der Vergangenheit aufzuarbeiten. Viele Gesprächsrunden widmeten sich der Zeit gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, als es in der deutsch-tschechischen Grenzregion zu vielen Vertreibungen kam. Näheres dazu konnte ein Zeitzeuge sagen, mit dem sich die Jugendlichen beim Besuch des längst verlassenen Dorfes Gabrielahütten unterhielten. Fabian Ferber berichtet von staunenden Gesichtern. Neben Erkenntnissen nahmen die Teilnehmer auch neue Kontakte mit. „Es war wirklich ein reger Austausch, manchmal auch mithilfe von Zeichensprache“, so der Betreuer. Die Erfahrung, dass trotz sprachlicher Barrieren schnell Freundschaften zwischen jungen Menschen aus Sachsen und Tschechien entstehen können, hat auch Andreas Gerlach gemacht. Vertreter beider Länder konnte der Drebacher Sozialarbeiter auf dem Sportplatzgelände in Grießbach begrüßen, auf dem er unter dem Motto „Miteinander statt gegeneinander“ ein fünftägiges Zeltcamp organisiert hatte.

Laut Gerlach erwies sich die Aktion als voller Erfolg: „Allen Beteiligten ist der Abschied am Ende nicht leicht gefallen.“ Für den Organisator war dies die Bestätigung, dass er mit seinem Programm gut angekommen ist bei der jungen Generation. Die Mädchen und Jungen im Alter von 10 bis 13 Jahren tobten sich bei einem Waldgeländespiel aus, genossen einen Ausflug in einen Vergnügungspark und paddelten in einem Schlauchboot der Scharfensteiner Feuerwehr über die Zschopau. Für Sprachanimation sorgte eine deutsch-tschechische Lehrerin.