Branchenprimus adelt Goldschmiedin

Zwei Jahre feilte Susann Krause aus Schneeberg am Konzept ihrer eigenen Schmuckmarke namens "Scarasue". Nun ist sie zur EU-weit größten Messe für Uhren und Schmuck nach München eingeladen.

VON FRANK HOMMEL

SCHNEEBERG - Im Gespräch trägt sie Ohrenstecker, fingernagelgroß, grün schimmernd. Einen schwarzen Pullover, schwarze Hose, schwarze Stiefel. Keine Ringe an den Fingern, keine Kette um den Hals, weder Reif noch Steine im Haar. Dabei will Susann Krause mit ihrem eigenen Schmuck-Label von Schneeberg aus die Welt erobern. Zwei Jahre hat sie an ihrer Marke "Scarasue" gebrütet, geschwitzt und, auch im Wortsinn, gefeilt. Neben ihrer normalen Goldschmied-Arbeit im familieneigenen Uhren- und Schmuckhaus Möckel. Selbst kaum Schmuck zu tragen - ist das da nicht Anti-Werbung? Sie lacht: "Nein. Das ist Arbeitsschutz."

Hinter solchen Worten verbirgt sich das Geheimnis dieser 29-Jährigen. Sie inszeniert sich nicht, sie ist. Auf ihrer Internet-Seite hat sie drei Fotos von sich zu einem Bild montiert: Hände vorm Mund, Hände vor den Ohren, Hände vor den Augen. Nix sagen, nix hören, nix sehen? Das hat nichts mit den drei Affen zu tun. Es zeigt, wie Susann Krause versinkt, wenn sie das Radio auf Dudelfunk dreht und aus dem Jetzt ins Meer ihrer Ideen abtaucht. Was sie von dort ans Tageslicht holt, sind gleichsam echte Perlen.

Blütenblatt und Schmetterling

Die Talent-Sucher der "Inhorgenta" sehen das ähnlich. Die EU-weit größte Messe für Uhren und Schmuck in München, die morgen beginnt, hält die Serie "Gustus" für vorzeigbar in ihrem "Forum Innovation". Susann Krause holt ein Etui und entnimmt einen Anhänger. Der ist einige Zentimeter groß, unregelmäßig geformt. Eine grün und rot besprenkelte Art Harz-Schicht überzieht das Metall. Auf dem Anhänger steht: "De gustibus non est disputandum." Lateinisch für: Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Das ist der Grundgedanke der Serie "Gustus". Die soll "so bunt wie Geschmack" sein. Es gibt Ringe, Anhänger und dergleichen in unterschiedlichen Farben. Sie alle können mit kleinen Schmetterlingen oder Blütenblättern verziert sein.

Weder Moden noch Trends

Einzelne Stücke hat sie bereits in die Verkaufsregale des elterlichen Ladens geschmuggelt. Diese Testballons brachten die Kunden-Fantasie schon mal zum Schweben. Dass sie nun die Serie Tausenden Fachbesuchern aus halb Europa zeigen kann, nennt Susann Krause einen "Traum, der wahr geworden ist". Umso mehr, da sie nie damit gerechnet habe, dass ihre Bewerbung für das Forum auf Interesse stoßen würde. Einen Stand auf der Messe selbst bezahlen, das kann sie sich nicht leisten.

Den eigenen Kopf leistet sie sich durchaus. Wie auch die Serie zeigt. Das klingt nur scheinbar absurd in einer Branche, die sich Schönheit, Glitzern und Funkeln für gewöhnlich gut bezahlen lässt. Ihr Antrieb ist aber ein anderer: "Ich denke bei der Arbeit nie ans Geld. Es ist vielmehr wie Schreiben. Ich setze Themen um, die mich interessieren." Dabei guckt sie nicht rechts noch links, achtet weder auf Moden noch auf Trends. Was so entsteht, steht für sich. Ist alles, "nur kein Mainstream", den sonst irgendwie so viele reproduzieren: "Gerade, kalt."

Sie ist stark genug, dem nicht zu folgen. Und sich des Werts ihrer Arbeit bewusst. Auch wenn sie erklärt: "Ich tue mich schwer damit, zu sagen, dass ich Talent habe." Sie will den Fleiß und das Handwerk betonen, die in ihrem Schmuck stecken. Papa Frank Krause, der Uhrmachermeister, widerspricht: "Das Kreative kann man nicht lernen." Seine Goldschmied-Tochter weiß, dass er recht hat und in ihr auch ein Künstlerherz schlägt: "Handwerk allein würde mich nicht glücklich machen."

 

 

Quelle: Freie Presse, Ausgabe Schwarzenberger Zeitung, 24.02.2011