Der Kammweg lockt noch mehr Wanderer als gedacht

Zum Ende des Sommers ziehen Touristiker im Erzgebirge und Vogtland eine erste Bilanz ihrer neuen Vorzeigeroute. Ab morgen läuten die Wanderwochen die Herbstsaison ein.

VON FRANK HOMMEL

STOLLBERG/ANNABERG-BUCHHOLZ - Ralf Kalich ist Bürgermeister im thüringischen Blankenstein. Das 780-Seelen-Nest an der Grenze zu Bayern ist so etwas wie die Wanderhauptstadt Deutschlands. Dort kreuzt ein gutes Dutzend Routen. Rennsteig, Frankenweg und Fränkischer Gebirgsweg beginnen dort. Und der in diesem Jahr eröffnete neue Kammweg Erzgebirge-Vogtland führt bis Blankenstein.

Wer dort also Bürgermeister ist, kennt sich mit der Gefühlslage der Wanderer aus. Doch dass der 289 Kilometer weiter östlich in Geising beginnende Kammweg so viele Wanderer schon in der kurzen Zeit nach der Eröffnung bis Blankenstein führen würde, hätte Kalich nicht erwartet. Fast täglich begegnet er Wanderern, die ihre Rucksäcke den Kammweg entlang ins Dorf schleppen. Der Bürgermeister staunt nicht schlecht. Dabei liegt Blankenstein nicht einmal im klassischen Urlaubergebiet.

Der Kammweg, soviel ist wenige Monate nach der Eröffnung im Mai klar, hat eingeschlagen. Von ihm profitieren auch Gastgeber abseits der bekannten Ferienorte. "Bei mir kommen deutlich mehr Wanderer an als früher", sagt Manuela Anders, die im vogtländischen Großzöbern im bayerisch-vogtländischen Grenzland nebenbei ein paar Pensionszimmer vermietet.

So etwas hört Ronny Schwarz vom Tourismusverband Erzgebirge gern. Der Verband hat den Weg mit den Kollegen aus dem Vogtland konzipiert. "Die Kammwegwanderer nehmen den neuen Weg zum großen Teil begeistert an", berichtet er. Wegewarte seien angesichts dessen "Feuer und Flamme" dafür, auch die Qualität anderer Strecken zu verbessern. Der Tourismusverband vermittelt Reisen unter dem Motto "Wandern ohne Gepäck". Im Durchschnitt blieben Wanderer sieben bis acht Tage auf dem Kammweg. Schwarz: "Die Zahl der Buchungen ist schon jetzt gegenüber dem Vorjahr um 40 Prozent gestiegen."

Der Sommer geht zwar jetzt zu Ende, die Wandersaison aber noch lange nicht. Morgen beginnt die nächste Wanderwoche "Echt Erzgebirge". Bis 25. September bieten Kommunen, Vereine oder Hoteliers mehr als 30 geführte Touren zwischen 4 und 24 Kilometern an. Einige Strecken schneiden den Kammweg - oder führen abschnittsweise auf ihm entlang.

Für die Wanderungen muss sich niemand anmelden, erläutert Ronny Schwarz vom Tourismusverband. Im Durchschnitt kommen, so seine Erfahrung, etwa 20 bis 30 Wanderer zu einer Tour. Damit kann Schwarz gut leben: "Wir wollen keine Rekorde aufstellen, es soll ja den Leuten Spaß machen." Quelle: Freie Presse, Ausgabe Annaberger Zeitung, 16.09.2011