Erzgebirge will Vorreiter für smarte Werkstoffe in Deutschland werden

​Bundes-Förderprogramm „WIR!“ verbindet Innovationsfelder der Region

Erzgebirge, 20. Juni 2018. Bereits seit Jahrhunderten geht vom Erzgebirge mit seinen Erfindungen und Ideen eine Strahlkraft in die ganze Welt hinaus. Heute liegt mehr denn je der Schlüssel für eine gute und gesicherte Zukunft einer Region in Innovationen und neuen Technologien. Das Förderprogramm „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fokussiert auf Impulse für einen innovationsbasierten regionalen Wandel in sogenannten strukturschwächeren Regionen. 105 Projektideen wurden eingereicht und 32 überzeugende Vorhaben für die weitere Qualifizierung innerhalb einer Konzeptphase im nächsten Schritt ausgewählt – allein vier davon kommen aus dem Erzgebirge.

Sie heißen „Smart Composites Erzgebirge“, „Smart Rail Connectivity Campus“, „rECOmine“ und „3D-Audio“ und verraten schon im Titel, dass sie aus ganz unterschiedlichen Innovationsfeldern stammen. Besonders intensiv beschäftigt sich derzeit die Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH (WFE) mit dem Thema Smart Composites, die diese Projektidee rund um funktionsintegrierte, faserverstärkte Kunststoffe gemeinsam mit der TU Chemnitz und der bemorrow GmbH/Berlin weiter vertieft. Im Anschluss an die Förderung dieser intensiven Phase der Strategiearbeit wählt eine vom BMBF berufene Jury im Herbst aus den 32 Vorhaben bis zu zwölf Initiativen aus, die anschließend in die etwa fünfjährige Umsetzungsphase mit einem mehrere Millionen Euro umfassenden Budget starten. Die gestrige Netzwerkveranstaltung „Smart Composites Erzgebirge“ im Gründer- und Dienstleistungszentrum Annaberg mit fast 90 Teilnehmern aus Unternehmen, Instituten für Forschung und Entwicklung und Verbänden machte deutlich, wie groß das Interesse von allen Seiten ist, gemeinsam zukunftsgerichtete Technologien auf den Weg zu bringen.


Etablieren sich innovative industrielle Produkte schnell am Markt, sind oftmals auch neue Werkstoffe im Spiel. So auch bei den Leichtbaumaterialien, die künftig immer mehr hochleistungsfähige, intelligente und multifunktionale Anforderungen erfüllen müssen. Die Lösung liegt in faserverstärkten Kunststoffen, sogenannten Faserverbundwerkstoffen – oder eben „Smart Composites“ – die mit Sensoren oder Aktoren ausgestattet werden. Die Herstellung dieser neuen Materialien, die vor allem in Bekleidung, Automobiltechnik, Nutzfahrzeugindustrie, Maschinenbau, Medizintechnik, Bauwesen und Unterhaltungselektronik zum Einsatz kommen, erfordert in Zukunft eine noch stärkere Zusammenarbeit zwischen Textiltechnologie/Leichtbautechnologie, der Elektronik/Elektrotechnik, Kunststoffspezialisten und  Maschinenbau Alle vier Branchen sind mit insgesamt 65 % Anteil am verarbeitenden Gewerbe regionale Schlüsselbranchen und stellen gemeinsam mit der stark ausgeprägten Branchenvielfalt die Wirtschaftsregion Erzgebirge auf solide Füße.

In enger Verflechtung mit dem Ballungsraum Chemnitz-Zwickau konnten sich in den letzten 25 Jahren viele Klein- und Mittelständler, zumeist inhabergeführt, am Markt behaupten. Das Projekt „Smart Composites Erzgebirge“ (kurz „SmartERZ“) soll ein Baustein dafür sein, diese positive Entwicklung nun nachhaltig zu sichern und weiter auszubauen. Geplant ist, im Erzgebirge ein deutschlandweit führendes, lebendiges Netzwerk für gemeinsame Forschung und Entwicklung an diesen neuen Hochleistungswerkstoffverbunden und funktionsintegrierten Bauelementen zu etablieren. Die Idee des Bündnisses fand bisher bereits große Resonanz: Rund 60 Firmen und Forschungseinrichtungen aus der Elektronik-, Kunststoff- und Textilindustrie sowie der Oberflächentechnik, dem Maschinenbau und weiteren Wirtschaftszweigen haben im Rahmen der Projektanbahnung bereits eine Absichtserklärung zur Unterstützung des Bündnisses und zur aktiven Mitwirkung daran abgegeben.
Der Geschäftsführer der WFE, Matthias Lißke, ist zuversichtlich: „Die Wirtschaftsregion Erzgebirge hat die besten Voraussetzungen, um die Zukunfts- und Wachstumspotentiale des Innovationsfeldes ‘Smart Composites’ aufzugreifen. Mit dieser nachhaltigen Strategie eröffnen wir der Region die Chance, auf einen Wachstumsmarkt aufzuspringen, um mit neuen Produkten und Wertschöpfungsketten den Strukturwandel einzuleiten.“ Ziel sei es u. a. neben der Umsetzung von FuE-Kooperationsprojekten weitere regionale Innovationsdienstleistungen zu etablieren, den Personalaustausch zwischen Hochschulen und KMU zu intensivieren, sowie ein begleitendes Kompetenzmarketing umzusetzen, auch um die Industrieunternehmen für junge Arbeitnehmer noch attraktiver zu machen. Unterstützung erhält die WFE dabei von der TU Chemnitz und der bemorrow GmbH, die das angedachte Innovationsfeld entwickeln und das Bündnis strategisch begleiten.
Mehr Infos zum Projekt: www.smarterz.de
 
Drei weitere “WIR!”-Vorhaben aus dem Erzgebirge im Überblick:
“Smart Rail Connectivity Campus” – mit intelligenten Bahntechnologien auf Kurs Zukunft
Mit intelligenten “smarten” Lösungen beschäftigt sich auch das Projekt „Smart Rail Connectivity Campus“. Der Name verrät es: Es geht um den Aufbau einer universitären Forschungseinrichtung in Annaberg-Buchholz, die Bahntechnologien auf ein höheres, zukunftsfähiges Level heben soll. Das Projekt dreht sich um automatisiertes Fahren und intelligent vernetzte Systeme im Bahnverkehr, in der Bahntechnik und der Hybridisierung von Antrieben. Als Trasse für Testfahrten steht die Bahnstrecke zwischen Annaberg-Buchholz und Schwarzenberg zur Verfügung. Für die künftige Außenstelle der TU Chemnitz ist das (ehem.) Bahnhofsgebäude am „unteren Bahnhof“ von Annaberg angedacht. Antragsteller sind die Große Kreisstadt Annaberg-Buchholz und die TU Chemnitz – die Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH ist einer von mehreren Projektpartnern.
Mehr Infos zum Projekt: https://www.tu-chemnitz.de/tu/pressestelle/aktuell/8710
 
“rECOmine” – wie Altlasten zu Rohstoffquellen werden
Umwelt- und Ressourcentechnologien arbeiten häufig nebeneinander her, manchmal sogar konträr. Mithilfe des Projektes rECOmine sollen Lösungen entwickelt werden, wie man bestehende Altlasten gleichzeitig als Rohstoffquelle nutzen kann – als völlig neue Form der Rohstoffgewinnung. Kompetenzen hat die Region Erzgebirge dazu bereits seit längerem aufgebaut und diese sollen nun an bestehenden aber auch neuen Versuchsanlagen weiterentwickelt werden. Perspektivisch will man die neuen Technologien dem Weltmarkt anbieten, der diesbezüglich riesige Potenziale bietet. Antragsteller für das Projekt sind die TU Bergakademie Freiberg, das Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie und die SAXONIA Standortentwicklungs- und verwaltungsgesellschaft mbH. Die Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH unterstützt das Projekt aktiv mit.
Mehr Infos zum Projekt: www.recomine.org
 
„3D-Audio“ – neue Perspektiven für das Hören
Wie wirken Klänge auf Menschen? Die Bewerbung für ein audiovisuelles Großprojekt ist der vierte Vorschlag, der aus dem Erzgebirge in die Vorauswahl der “WIR!”-Projekte gelangt ist. Die Antragsteller Synotec Psychoinformatk GmbH mit Sitz in Geyer und die TU Chemnitz betreten  ein spannendes Innovationsfeld zwischen Psychologie/Sozialwissenschaften, Technikwissenschaften/ Engineering und Kreativwirtschaft. Auch hier soll am Ende ein lebendiges regionales Bündnis aus mittelständischen Unternehmen, medizinischen Einrichtungen, Vereinen und Forschungseinrichtungen entstehen, das sogenannte 3D-Audioräume gestaltet oder nutzt. Dabei stehen ganz alltagsrelevante Themen im Vordergrund wie das industrielle Sounddesign am Beispiel E-Bike oder die Behandlung von Demenz und Tinnitus.
Mehr Infos zum Projekt: www.tu-chemnitz.de/tu/pressestelle/aktuell/8612


Alle Fakten rund um das Programm „WIR!“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung finden Sie hier: https://www.unternehmen-region.de/de/wir---das-programm-2061.html