EU-Förderung im ländlichen Raum: Traum vom Leben im 200 Jahre alten Fachwerkhaus rückt näher

Mit jedem Tag wird aus dem Traum vom eigenen Zuhause zunehmend Wirklichkeit. „Es gibt bisher keine bösen Überraschungen“, betont Mara Schmied-Tautz, während sie auf der Baustelle in Lauterbach nach dem Rechten sieht. Dennoch ist die Herausforderung groß. Jeden Tag muss sich neu auf das alte Fachwerkhaus eingelassen werden. Schließlich setzt die Familie weitgehend auf traditionelles Handwerk und erledigt einen großen Teil der Arbeiten selbst.

Mal eben Trockenbauwände setzen, um Wohnküche, Bad, Schlaf-, sowie Kinderzimmer voneinander zu trennen? Mara Schmied-Tautz, die als Sozialarbeiterin tätig ist, schüttelt den Kopf. Es ist ihr anzusehen, dass sie mit solchen zeitsparenden Lösungen nichts anfangen kann. Trockenbau würde dem Haus nicht gerecht, betont sie. Stattdessen sollen für die Wände Holz und Lehm genutzt werden. Im ersten Obergeschoss des mehr als 200 Jahre alten Fachwerkhauses lassen sich die Räume schon erahnen. An einer Ecke sind neue Balken zu sehen. „Dort hatte es hineingeregnet, deswegen bildete sich Hausschwamm“, erzählt Mara Schmied-Tautz. Der Pilz sei entfernt worden und habe sich an keinen anderen Stellen feststellen lassen. Noch fehlen die Fenster, doch für sie ist schon alles vorbereitet. In Abstimmung mit dem Denkmalschutz können an der Giebelseite größere eingesetzt werden, an den anderen Außenwänden sind sie etwas kleiner.

Rund 230.000 Euro soll es kosten, das Haus auf Vordermann zu bringen. Mara Schmied-Tautz und Thomas Tautz haben einen Kredit aufgenommen, den sie in den nächsten Jahrzehnten abzahlen müssen. Ganz aus eigener Kraft müssen sie die Finanzierung allerdings nicht stemmen. Denn sie erhalten Fördermittel der Europäischen Union und des Freistaates. 58.000 Euro kommen aus dem Leader-Programm, mit dem der ländliche Raum unterstützt wird.

„Es gibt bisher keine bösen Überraschungen.“

Wohnen will die Familie in der ersten Etage, die rund 130 Quadratmeter groß ist und die teils bis zum Dach nach oben hin geöffnet wird. Später sollen in den oberern Etagen weitere Räume ausgebaut werden. Platzbedarf besteht jedenfalls. Mara Schmied-Tautz und Thomas Tautz haben eine dreijährige Tochter, das nächste Kind ist unterwegs, möglichst drei sollen es einmal werden. Im Erdgeschoss des Hauses will sich Thomas Tautz, der als Schmied arbeitet, eine Schmiede einrichten, die er als Hobby betreibt. Vor vie- len Jahren hatte es dort offenbar schon einmal eine gegeben.

Damit auch diese Pläne Wirklichkeit werden, wurde eine neue Esse gesetzt. Sie kann später für die Feuerstätte genutzt werden, wenn Metall erhitzt wird. Zudem wurden im Erdgeschoss Balken verlegt. Sie sind verziert und liegen auf Säulen, deren Podeste aus Stein bestehen. Auch der Betonboden ist fertig. Viele Stunden hat Thomas Tautz nach der Arbeit in dem Haus verbracht, damit viel in Eigenleistung entstehen kann. Dabei erhält die Familie Unterstützung von Verwandten und Freunden. Tipps kommen von Fachleuten, die im Bereich der Denkmalpflege tätig sind und die Thomas Tautz durch seine Arbeit kennt. Manche Hilfe kommt auch aus dem Internet. So lassen sich zahllose Videos zum Thema Haussanierung aufrufen, in denen Arbeiten wie das Dämmen von Wänden erklärt werden. Ganz ohne Baubetriebe kommt die Familie jedoch nicht aus. So wird das Dach neu eingedeckt.

Im Ort hat sich längst herumgesprochen, was in dem Fachwerkhaus geschieht. Am Anfang habe es angesichts des schlechten Zustandes Skepsis gegeben, erinnert sich Mara Schmied-Tautz. Inzwischen seien die Menschen aber sehr aufgeschlossen. „Sie freuen sich, dass das Haus erhalten bleibt“, sagt die 34-Jährige, die gern Einblicke gewährt. In einigen Monaten wird auch „Freie Presse“ bei der Familie erneut klingeln, um zu fragen, wie es ihr ergangen ist.

Informationen zur Leader-Region und zur Förderung unter www.floeha-zschopautal.de/ die-region

(Quelle: Freie Presse)