EU-Projekttag an Schulen - Kultusministerin wirbt für Europa

Was halten junge Leute von Europa? Das will Sachsens Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) wissen und besuchte gestern die Oberschule im Schneeberger Stadtteil Neustädtel. Die Bergstädter hatten sich mit einem Projekt um die Stippvisite der Ministerin beworben - und gewonnen.

"Wie könnt ihr in Schneeberg Europa besser begreifen?" fragte Kurth die Schülern der 9. Klasse. Zunächst offerierten ihr die Jugendlichen Faktenwissen, das sie zum Thema gelernt und zusammengetragen hatten. Sie umrissen die Europäische Union als attraktiven Handelsmarkt, als Friedensbewahrerin und als multikulturelle Staatenvereinigung mit Weltoffenheit. Auch listeten sie Schulsysteme anderer EU-Länder auf und erläuterten deren Unterschiede zu Deutschland.

Soweit so gut. Die sich dann entwickelnden Gespräche zeigten aber auch, dass junge Leute von heute die großen Errungenschaften der EU wie etwa freies Reisen, zollfreien Warenversand oder die lange Friedensära bereits als selbstverständlich betrachten. An dieser Stelle konnte die Kultusministerin relativieren, mit eigenen Erfahrungen stundenlangen Wartens etwa, wie es an der gar nicht so weit entfernten deutsch-tschechischen Grenze noch bis Mitte der 1990er Jahre üblich war. Oder mit Erinnerungen an die Kriegsgreuel, die ihr während der Kindheit in den 1950er Jahren berichtet wurden.

Die Schneeberger Jugend wollte, so schien es jedenfalls, nicht unbedingt internationale, dafür eher sehr direkte Probleme mit der Ministerin besprechen. Jeremy Giermann, Sohn eines Dachdeckers, erzählte beispielsweise, vor welchen Hürden er das Handwerk sieht. Dass es zu unattraktiv für junge Leute sei, weil man für zu wenig Verdienst viel zu viele "rollende Wochen" habe und dass es wohl deswegen kaum noch Auszubildende gebe.

Andere Schüler regten zum Überdenken des Stundenplans an. So wollen die einen mehr Informatik im Unterricht, die anderen hingegen inhaltlich veränderte Ganztagsangebote oder eine Verbesserung der bisherigen Neigungskurse, die oftmals ausfielen, weil sie nicht bindend seien für den zuständigen Lehrer. Ein Schüler regte sogar an, künftig einmal im Jahr einen speziellen Europatag zu machen.

Verabschiedet wurde die Politikerin dann musikalisch - allerdings nicht mit der Europahymne, sondern ganz zünftig mit dem gemeinsam gesungenen Steigermarsch.

(Quelle: Freie Presse)