Europäisch bedeutsame Funde am Annaberger Franziskanerkloster - Besichtigungsmöglichkeit am 21. Juni an der Klosterstraße

Die Ausgrabungen am ehemaligen Annaberger Franziskanerkloster in Annaberg-Buchholz gehören nach Aussagen des Sächsischen Landesamtes für Archäologie zu den bedeutendsten Fundorten in Europa. Sie eröffnen einen äußerst aufschlussreichen Blick in die Geschichte der traditionsreichen Bergstadt. Unter den Stücken befinden sich Artefakte aus der Zeit der metallurgischen Nachnutzung im 16. und frühen 17. Jahrhundert, Hunderte Probiergefäße sowie über 80 Aschkupellen, die zum Probieren des Metalls benutzt wurden. Bedeutsam sind Reste von Muffel- bzw. Probieröfen, wie sie bereits Georgius Agricola und Lazarus Ercker beschrieben sowie verschiedene Schmelztiegel, die zur Silberverarbeitung genutzt wurden. Weitere Funde sind ein Siegelstempel, Münzen und Jetons, zahlreiche Keramikscherben, das Fragment einer Grubenlampe sowie mehrere Bergeisen. Insgesamt wurden weit über 10.000 Fundstücke entdeckt. Bedeutsam sind ferner der komplett erhaltene Grundriss der Klosteranlage, das Backsteinpflaster im Kreuzgang, Reste der Klosterkirche sowie Einbauten metallurgischer Gewerke aus der Zeit der Nachnutzung als Münze und Silberkammer. Insgesamt überbrücken die Funde einen Zeitraum vom späten 15. bis ins 20. Jahrhundert.

Nun stehen die archäologischen Grabungen auf dem Baufeld des zukünftigen Finanzamtes Annaberg-Buchholz kurz vor dem Abschluss. Bevor das Grabungsteam des Landesamtes für Archäologie Sachsen das Areal Ende Juni räumt, erhalten Bürger die Gelegenheit, die außergewöhnlichen Ausgrabungen noch einmal zu besichtigen. Am Mittwoch, dem 21. Juni von 17.00 bis 19.00 Uhr können sie die bedeutsame Grabungsstätte besichtigen. Fachleute des Landesamtes für Archäologie Sachsen erklären dabei vor Ort die außerordentlich reichhaltigen und qualitätsvollen Befunde und Funde sowie die Dokumentationsmethode, die mit modernster Technik durchgeführt wird.

Geschichtsträchtige Klosteranlage – vielfältige Nachnutzung
Das Annaberger Franziskanerkloster gehörte im 16. Jahrhundert zu den bedeutendsten Anlagen seiner Art in Sachsen. Auf über 3.000 m² dominierte es die nördliche Annaberger Altstadt. 1502 legte Stadtgründer Herzog Georg der Bärtige den Grundstein. Schon 1540 wurde es aber im Zuge der Reformation wieder aufgelöst. Danach wurde es unter anderem als Münzstätte, als Bergmagazin und als Fürstenhaus genutzt. Später wurden auf den Grundmauern Amtsgericht und Finanzamt errichtet.

Bis zum Jahr 2021 soll auf dem Areal das zentrale Finanzamt des Erzgebirgskreises entstehen. Geplant ist, die Architektur an das ehemalige Franziskanerkloster anzulehnen.

 
Ansprechpartner:

Landesamt für Archäologie Sachsen
Dr. Christoph Heiermann
Zur Wetterwarte 7, 01109 Dresden

Telefon: 0351 8926 603
E-Mail: Christoph.Heiermann@lfa.sachsen.de

(Quelle: Stadt Annaberg-Buchholz)