Euroregion Erzgebirge beweist Ausdauer

Wer Nationen verbinden will, braucht Ausdauer. Seit nun 25 Jahren haucht die Euroregion Erzgebirge als binationales Band dem Gebiet entlang des sächsisch-böhmischen Kamms Leben ein. Auf vielfältige Weise. Eine Rast erlaubt sich das Team um Beate Ebenhöh nicht. „Das wäre der Anfang vom Ende“, so die Geschäftsführerin der Euroregion Erzgebirge mit Sitz in Freiberg. Nur wer unermüdlich um das Miteinander über Ländergrenzen hinweg kämpfe, kann mit Erfolgen rechnen. „Und sei es im Kleinen“, so Ebenhöh. Denn viele kleine Schritte schaffen am Ende große Nähe. Mit Blick auf Letztere gibt es Reserven. „Aber wir sind viel weiter als noch vor 25 Jahren“, so Ebenhöh.

Sie ist fast von Beginn an mit dabei. 24 Jahre, um genau zu sein. „Damals lag infrastrukturell viel im Argen. Mit Mitteln der EU ist da eine Menge passiert – und das stärkte bei allen Beteiligten das Gefühl, dass es gut ist, Teil der EU zu sein.“ Die Kontakte zwischen Deutschen und Tschechen wurden vertieft. Nachdem die Euroregion Erzgebirge im Juni 1992 gegründet wurde, folgte im Februar 1993 der Vertrag zur gegenseitigen Zusammenarbeit und Hilfe mit Tschechien, daher auch der Doppelname Euroregion Erzgebirge/Krusnohorí. Sitz auf böhmischer Seite ist Brüx/Most. In beiden Vereinen, die eigenständig sind, sich aber als Einheit verstehen, verteilen zwei je dreiköpfige Teams finanzielle Mittel der EU auf Kleinprojekte an der Basis. Bis zu 15.000 Euro sind je Vorhaben möglich. „Alles ist sehr kleinteilig, das beschert viel Arbeit – aber es lohnt sich“, sagt Ebenhöh.

Beispiele der Förderung sind ein Volksfest zu 25 Jahre Grenzöffnung in Bärenstein-Vejprty, Sportfeste für Senioren und Vorschulkinder. Auch Wettbewerbe der Jugendfeuerwehren und ein Adventssingen speisen sich aus dem Topf, den die Euro- region Erzgebirge verwaltet. Zu Letzterer gehörten anfangs sieben sächsische und drei tschechische Landkreise. Nach Gebietsreformen sind es nun Mittelsachsen, Erzgebirgskreis und Sparkasse Mittelsachsen sowie der Bezirk Aussig/Ústí. „Ein riesiges Territorium“, weiß Ebenhöh. Es reicht von Leisnig bei Leipzig im Norden bis Podboramy im Süden sowie von Stollberg im Westen bis Ústí im Osten.

Geld fließt viel. Seit Beginn der Förderperiode namens Interreg V A – vormals Ziel 3/Cíl 3 – im Jahr 2014 wurden auf deutscher Seite 1,4 Millionen Euro und auf tschechischer Seite 1,2 Millionen Euro vergeben. „1,5 Millionen Euro sind noch im Topf“, so Ebenhöh. Hauptziel: nicht Investitionen im großen Stil. Die laufen über andere Töpfe. Sondern das Schaffen von Begegnungen – auf kommunaler Ebene, auf Vereinsebene, im Privaten. Gerade für Vereine seien Kleinprojekte komfortabel. „Da sind bis zu 85 Prozent Förderung drin.“ Mit Amtskollege Frantisek Bina in Most gehört Ebenhöh hierzulande zu den dienstältesten Geschäftsführern. Angrenzend arbeiten die Euroregion Neiße mit Drei-Länder-Eck, das Elbgebiet mit Sächsischer Schweiz und Dresden sowie die Euregio Egrensis mit Vogtland, Bayern und Karlsbad/Karlovy Vary.

Oberstes Gebot aller: Beständigkeit. „Das ist ausschlaggebend, um in den Köpfen der Menschen langfristig etwas zu bewirken.“ Persönlicher Kontakt, gemeinsame Erlebnisse – Schlüssel des erfolgreichen Miteinanders. „Unterstützt werden wir in unserer Arbeit und bei der Auswahl der Projekte von mehreren Arbeitsgruppen zu Themen wie Soziales, Straßenverkehr und mehr, die ehrenamtlich mit Fachexperten besetzt sind.“ Diese tagen bis zu viermal im Jahr, damit das Geld an sinnvoller Stelle eingesetzt wird.

Größter Wunsch von Beate Ebenhöh: „Dass die Euroregion weiter gut zusammenwächst. Denn sie ist ein zerbrechliches Gebilde, das Pflege braucht, um bestehen und stärker werden zu können.“

(Quelle: Freie Presse)