Extra-Portion aus EU-Topf wird auch im Erzgebirge serviert
.Der frühe Vogel fängt den Wurm. Heißt es. Claudia Beyer, die Leiterin der Kindertagesstätte "Bummi" in Thum, hat sich daran gehalten. Die 110 Mädchen und Jungen ihrer Einrichtung kommen ab August in den Genuss einer Extra-Portion Gesundes aus dem EU-Topf. Als Teilnehmer an einem europäischen Förderprogramm erhalten sie ein Jahr lang zweimal in der Woche kostenlos Milch und Joghurt."Ich habe die E-Mail gleich kurz nach Mitternacht abgeschickt, wenige Minuten nachdem das Bewerbungsportal frei geschaltet war", berichtet Claudia Beyer. Mit Erfolg. Von insgesamt 946 sächsischen Grund- und Förderschulen sowie Kindertagesstätten, die sich beim Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) für die Teilnahme an dem EU-Programm beworben haben, ist für den Programmteil "Milch" nur knapp ein Drittel berücksichtigt worden. Laut Karin Bernhardt, Pressesprecherin des LfULG, haben aufgrund des begrenzten Budgets (665.000 Euro) lediglich 262 Einrichtungen eine Bestätigung erhalten. Die Bewerbungen waren in der Reihenfolge ihres Eingangs berücksichtigt worden. Mit Kitas aus dem Stollberger Ortsteil Beutha, aus Niederwürschnitz und Bärenstein bekommen drei weitere Einrichtungen ein Stück vom (Milch-)Kuchen ab.
Für "Obst/Gemüse" machte Brüssel fast das Doppelte, rund 1,4 Millionen Euro, für Grund- und Förderschulen im Freistaat locker. Für diesen Teil des EU-Programms erhielten alle 299 Bewerber eine Zusage, so auch 18 Schulen aus dem Kreis. "Wir freuen uns sehr für unsere Kinder, dass wir in das Programm aufgenommen wurden", sagt Anne Remus-von Bergen. "Wir werden das Beste daraus machen", so die stellvertretende Leiterin der Grundschule Thalheim weiter.
Groß war die Freude auch an der Grundschule "Am Zschopenberg" in Zschopau, die zu den Bewerbern gehört, die mit Schuljahresbeginn in den Genuss gleich beider Programmteile kommen. "Prima, dass unsere Bewerbung Erfolg hatte", sagt Schulleiterin Ina Herrmann. Wie die Extra-Portionen Gesundes in den Stundenplan der 185 Schüler eingetaktet werden, stehe noch nicht fest. "Darüber wird noch beraten." Äpfel, Birnen und Pflaumen sowie Gurken, Kohlrabi und Radieschen werden aber vermutlich den Mittagstisch bereichern, denn in den Frühstücksdosen der Kinder sieht es laut Ina Herrmann mittlerweile schon recht vernünftig aus.
Die knapp 70 Erst- bis Viertklässler der Schule zur Lernförderung Marienberg bekommen ab August ebenfalls zwei Mal in der Woche gratis Milch und Joghurt ohne Zusätze sowie frisches Obst und Gemüse. "Wir haben uns ganz zeitig beworben, haben gelauert und waren sehr gespannt, ob wir dabei sind", sagt Ute Treffkorn. Nun ist die Klassenlehrerin froh. Denn bei einem Blick in die Brotbüchsen der Kinder sei sie regelmäßig erschüttert. "Es ist schlimm, wie ungesund sich manche ernähren", sagt die Pädagogin. Das einjährige Programm, das in Zusammenarbeit mit dem Schulhort umgesetzt werde, soll dazu beitragen, die Kinder an gesunde Ernährung zu gewöhnen.
Die Belieferung der Kitas und Schulen mit Milch und Joghurt beziehungsweise Obst und Gemüse erfolgt laut Karin Bernhardt durch Direktvermarkter, Einzel- und Großhändler oder Molkereien, die dafür vom LfULG einen festgelegten Pauschalpreis erstattet bekommt. "Voraussetzung ist, dass der Lieferant vom Landesamt zugelassenen ist", so die Pressersprecherin.
Die Suche nach einem geeigneten Lieferanten, der Abschluss einer detaillierten Liefervereinbarung sowie die Organisation vor Ort liege in Verantwortung der Einrichtungen. In Sachsen besitzen nach Angaben des LfULG bislang 26 Lieferanten eine Zulassung, darunter der Milchhof Annaberg-Buchholz, der Landwirtschaftsbetrieb Niederwürschnitz sowie Handelsgesellschaften in Olbernhau und Schlettau.
Dass es das "Obst/Gemüse"-Programm bislang nur für Schulen gibt, findet Claudia Beyer schade. Auf Gesundes aus regionalen Gärten müssten die Thumer "Bummi"-Kinder trotzdem nicht verzichten. "In Kooperation mit den Eltern gibt es bei uns seit Jahren jede Woche ein Obstfrühstück. Das lässt sich prima mit dem kostenlosen Milch- und Joghurtangebot kombinieren", sagt die Leiterin. Zudem würden zwei Mitarbeiterin zur Weiterbildung geschickt. Beyer: "Denn das EU-Schulprogramm für gesunde Ernährung soll ja auch von pädagogischen Maßnahmen begleitet werden."
(Quelle: Freie Presse)