Getreide-Mühle liefert Zutat für neuartigen Werkstoff

In Zusammenarbeit mit drei Unternehmen aus der Region hat die TU Chemnitz ein Material entwickelt, das sich durch seine besondere Festigkeit auszeichnet. Nun geht es um die Markteinführung.

VON MIKE BALDAUF

WALDKIRCHEN - Kunststoff gepaart mit Naturfasern ergibt einen Verbundwerkstoff, der sich durch eine bessere Abriebfestigkeit auszeichnet als das bei herkömmlichen Plastik-Werkstoffen der Fall ist. Wie sich das neuartige Material herstellen lässt und dessen Eigenschaften am besten zum Tragen kommen, haben drei einheimische Firmen unter Federführung der Technischen Universität Chemnitz in einer mehrjährigen Forschungsarbeit unter die Lupe genommen.

Bislang gibt es noch keinen Namen für den Werkstoff. Erst vor wenigen Wochen hat die TU ein Patent angemeldet. Für den Geschäftsführer der Waldkirchener Rolle-Mühle ist das ein wichtiger Meilenstein. "Nun können wir mit unseren Partnern versuchen, die Produktion anzuschieben", sagt Thomas Rolle.

Bei dem Projekt kooperiert die Getreide-Mühle mit der Kunststofftechnik Weißbach GmbH in Gornau und der CKT Kunststoffverarbeitungstechnik GmbH Mittweida. Während die Waldkirchener die benötigten Naturfasern zur Verfügung stellen, bringt der Mittweidaer Kunststoffproduzent die Komponenten zusammen und verarbeitet diese zu einem Granulat. Das kann später in Spritzgussmaschinen in die gewünschte Form gebracht werden. Für die Bearbeitung des Verbundwerkstoffes ist die Weißbacher Kunststofftechnik zuständig, erklärt Rolle die Arbeitsteilung unter den Wirtschaftspartnern.

Bis zum heutigen Arbeitsstand war angestrengte Forschungsarbeit notwendig, bei der auch Rückschläge nicht ausblieben. In Labors der TU Chemnitz wurden Versuchsreihen aufgestellt und der Verschleiß bei Reibung im Vergleich zu anderen Materialien getestet. Zunächst wollte es nicht gelingen, die Naturfasern mit dem Kunststoff zu verbinden. "Die früher eingesetzten Weizenkleien sind dabei immer verbrannt", erklärt Rolle.

"Durch das Einlagern von Naturfasern in den Kunststoff wird der Abrieb signifikant verringert."

Thomas Rolle Geschäftsführer der gleichnamigen Mühle

Mit den später verwendeten Haferkleien blieb dieser negative Effekt aus, da diese Fasern wärmeunempfindlicher sind. Schließlich konnte die Theorie in der Praxis bestätigt werden. "Durch das Einlagern der Naturfasern in den Kunststoff wird der Abrieb signifikant verringert", nennt Thomas Rolle das wichtigste Ergebnis des Versuchsstadiums.

Nach drei Jahren Forschung ist der Nachweis für die Qualitätsvorteile des neuen Verbundwerkstoffes erbracht. Nun gilt es, Abnehmer zu finden. Thomas Rolle blickt etwa auf Branchen wie die Fördertechnik, die mit vielen Verschleißteilen arbeitet. Anbieten können die drei Wirtschaftspartner sowohl den Ausgangsstoff - also die Plastik-Kügelchen, die die Naturfasern enthalten - als auch fertige Werkteile.

Die Zusammenarbeit der Rolle-Mühle mit der Chemnitzer Universität besteht schon über viele Jahre und geht auf ein gemeinsames Projekt mit dem Lehrstuhl Fördertechnik zurück. Damals wurde ein neuartiges Verpackungsmaterial entwickelt, das zu 85 Prozent aus Weizenkleien besteht. Noch vor der Jahrtausendwende begann die erste Entwicklungsphase in Zusammenarbeit mit der TU und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Die Umsetzung des Projekts in eine kleintechnische Anlage erfolgte 2004. Allerdings kam es laut Geschäftsführer nicht zur Markteinführung, weil Weizenkleien wieder als Lebensmittel gefragt sind und nicht mehr als Nebenprodukt gelten.

Das Sortiment der Waldkirchener Mühle umfasst etwa 1000 Artikel. Der Anteil an Bio-Produkten beträgt 25 bis 30 Prozent. Mehr als 40 Tonnen Getreide werden am Tag verarbeitet.

Quelle: Freie Presse, Ausgabe Zschopauer Zeitung, 20.12.2011