Klima-Sonderbericht ist Warnschuss

Wissenschaft sieht schon bei 1,5-Grad-Erwärmung weltweite Risiken für Mensch und Natur
Der neue IPCC-Sonderbericht, der Montag (08.10.2018) in Incheon/Korea veröffentlicht wurde, zeigt, dass bereits bei 1,5°C globaler Erwärmung weltweit hohe Risiken durch die Klimafolgen bestehen. Bundesumweltministerin Svenja Schulze und Bundesforschungsministerin Anja Karliczek sehen in dem wissenschaftlichen Bericht einen weiteren Beleg für die Dringlichkeit der Bekämpfung des Klimawandels. Dem Bericht zufolge liegt die aktuelle globale Erwärmung bereits bei etwa 1°C. Die derzeitigen Anstrengungen im Klimaschutz reichten nicht aus, um die internationalen Klimaziele zu erreichen. Im Pariser Klimaabkommen hatte die Staatengemeinschaft 2015 beschlossen, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2°C, wenn möglich unter 1,5°C zu beschränken.Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Wir dürfen beim Klimaschutz keine Zeit mehr verlieren. Das ist die Kernbotschaft des Berichts. Die nächsten Jahre sind entscheidend, damit unser Planet nicht aus dem Gleichgewicht gerät. Dafür trägt gerade unsere Generation eine herausragende Verantwortung. Wir müssen den Abschied von Kohle, Öl und Gas hinbekommen. Jede vermiedene Tonne CO2, jedes vermiedene Zehntelgrad Erderwärmung zählt. Dieser Umbau bringt viele Veränderungen mit sich und die große Chance, unsere Wirtschaft zukunftsfähiger und unsere Gesellschaft lebenswerter zu machen.“

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek: „Der Bericht zeigt: Der Klimawandel stellt uns als Gesellschaft in Deutschland, aber auch weltweit vor große Herausforderungen. Wir brauchen starke Beiträge aus der Forschung und müssen das Potenzial der Wissenschaft noch stärker ausschöpfen, um ihn in den Griff zu bekommen. Gute Ideen aus der Forschung und ein entschlossenes Handeln von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft können die notwendigen Veränderungen voranbringen. Diese müssen den Klimawandel mindern, gleichzeitig sozialverträglich gelingen und Innovationsschübe für die Wirtschaft liefern.“

Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass die Risiken für Natur und Mensch zwischen 1,5°C und 2°C globaler Erwärmung stärker ansteigen als bisher bekannt. Extremereignisse nehmen deutlich zu. Insbesondere wird es weltweit zu verstärkten Hitzewellen kommen, Starkregenereignisse werden vermehrt auftreten sowie in manchen Regionen extreme Dürren. Sensible Öko-systeme wie bspw. die tropischen Korallenriffe oder auch die der Arktis sind besonders bedroht.

Alle mit dem 1,5°C-Ziel kompatiblen Emissionspfade erfordern weltweit eine radikale Verringerung der Treibhausgas-Emissionen, um bis zur Mitte des Jahrhunderts CO2-Neutralität zu erreichen. Mit den derzeitigen Emissionsraten würden 1,5°C in den 2040-er Jahren bereits überschritten werden.

Sonderbericht des Weltklimarats IPCC - Folgen der 1,5 Grad Klimaerwärmung

Hitzewellen, Dürren, Sturzfluten – durch die Klimaerwärmung werden wir häufiger mit extremen Ereignissen konfrontiert. Im Übereinkommen von Paris hatten sich 2015 alle Staaten auf das Ziel geeinigt, die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu beschränken. Doch schon jetzt haben wir knapp ein Grad Erwärmung erreicht. Im heute veröffentlichten Sonderbericht des Weltklimarats „Intergovernmental Panel on Climate Change“ (IPCC) haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit den aktuellen Stand der Klimaforschung zu den Folgen einer globalen Erwärmung von 1,5 Grad zusammengetragen. Welche regionalen Folgen schon diese Erwärmung speziell für die Alpen hat, erforschen Expertinnen und Experten am Campus Alpin des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in Garmisch-Partenkirchen.

„Der Klimawandel ist in den Alpen schon heute besonders deutlich sichtbar. Eisflächen und Gletscher gehen massiv zurück und ohne künstliche Beschneiung wird heute kein Skigebiet mehr betrieben“, sagt Harald Kunstmann vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung des KIT. Im alpinen Bereich macht sich die Temperaturerhöhung im Vergleich zum globalen Mittel viel stärker bemerkbar. Einzelne Temperaturzeitreihen in den bayerischen Alpen weisen beispielsweise eine Temperaturzunahme von über drei Grad Celsius in den letzten zehn Jahren auf. „Das zeigt, dass das regionale Klima sich noch weit schneller und extremer erwärmen kann, als es vom globalen Mittel her zu vermuten wäre“, so Kunstmann.

Kunstmann und seine Kollegen gehen auf Basis ihrer neuesten Klimasimulationen davon aus, dass sich, im Vergleich zu den vergangenen dreißig Jahren, im Alpenraum bereits bis 2050 die Temperatur um weitere 1,5 Grad Celsius erhöht. „Und wir dürfen nicht denken, dass es einfach nur wärmer wird. Auch der gesamte Wasserkreislauf verändert sich – verbunden mit veränderten Bedingungen für Wälder, Landwirtschaft und die Wasser- und Energiewirtschaft“, so Kunstmann. „Mit unseren neuesten Simulationen können wir mittlerweile sogar für einzelne Täler die erwartete Klimaänderung differenziert beschreiben. Aber bei allem wissenschaftlichen Fortschritt: Die bisherigen Bemühungen die Treibhausgase zu reduzieren sind weiterhin völlig unzureichend“, so Kunstmann.