LABORA begeistert Jugendliche und zeigt Chancen der Wirtschaftsregion Erzgebirge auf

Die Schulpartnerschaft ist besiegelt. Foto: WFE GmbH

Nach knapp vier Jahren Laufzeit endet per Ende Juni das Projekt „LABORA – Länderübergreifende Aktivitäten für Berufsorientierung und Ausbildung“ (kurz: LABORA). Praxisnah sollten Jugendlichen beiderseits der Grenze bzw. grenzübergreifend im Austausch, die beruflichen Chancen im Erzgebirge vermittelt werden. Das Projekt, das einst mit Hindernissen begann, wandelte sich zu einem regen deutsch-tschechischen Austausch, der nun nach Ende des offiziellen Förderzeitraums in einer gelebten Partnerschaft zwischen einer deutschen und einer tschechischen Schule mündet. Und auch andere erfolgreiche Bausteine sollen nun nicht in die Schublade wandern, sondern sich weiterhin zu einer festen Instanz in der Palette der Berufsorientierungsangebote etablieren. Ebenso steht die Beantragung eines neuen Folgeprojektes auf der Agenda, um die begonnen Dinge solide weiterführen zu können.

LABORA hatte einen schweren Start. „In erster Bewerbung erhielt das Projekt damals eine Absage, wurde dann im zweiten Anlauf im Oktober 2017 bewilligt. Heute sind die Fördermittelgeber stolz auf dieses Projekt, da viele Ideen erfolgreich und nachhaltig in die Praxis umgesetzt wurden“, so Matthias Lißke, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH, die als Lead-Partner gemeinsam mit der Okresní hospodářská komora v Chomutově (OHK) LABORA verantwortete. Das Projekt sollte der wirtschaftlichen Stärkung der Grenzregion dienen im Hinblick auf die langfristige Sicherung des Fachkräftebedarfs in den Schlüsselbranchen des sächsischen und tschechischen Erzgebirges. Was sehr theoretisch klingt, wurde innerhalb einzelner Aktivitäten Oberschülern und Gymnasiasten aus den Klassen 8 und 9 praxisnah vermittelt.

Zehn Berufe in 100 Minuten: Schüler testeten sich durch erzgebirgische Berufswelt

In einer Mischung aus Speeddating und Minipraktikum erlebten fast 600 deutsche und tschechische Jugendliche einen völlig anderen Schultag. Regionale Firmen luden unter dem Titel „Berufe im Test“ an vier Terminen in Stadt- und Dreifeld-Sporthallen ein. An einzelnen Stationen probierten sich schließlich die Jugendlichen aus. Binnen zehn Minuten wurden Zöpfe geflochten, Brote geformt, Blutdruck gemessen, Teile gebogen oder Elektroteile montiert. Ganz gleich, ob Junge oder Mädchen – „gedatet“ werden sollten von allen alle Berufsstände. Hauptsächlich Personalverantwortliche, Ausbilder und Auszubildende aus den Unternehmen betreuten die Tische. Dieses Angebot soll nun auch nach Projektende weitergeführt werden und eine feste Instanz in der Berufsorientierung werden. „Damit wird eine Lücke zwischen den etablierten Veranstaltungen wie Ausbildungsmesse und Woche der offenen Unternehmen geschlossen. Während bei den beiden vor allem Informationen vermittelt und viele Fragen beantwortet werden, steht hier die reine Praxis im Vordergrund.“, erklärt Lißke.

Schülerexkursionen zeigten Willkommenskultur für ausländische Fachkräfte

Wie sieht ein Arbeitsalltag auf der anderen Seite des Erzgebirges aus? 15 eintägige und sechs mehrtägige Exkursionen führten deutsche Schüler in tschechische Firmen und tschechische Jugendliche in deutsche Unternehmen. Das Kennenlernen der beruflichen Praxis ist einer der wichtigsten Punkte für Jugendliche generell – beiderseits der Grenze. „Erreicht werden sollte nicht nur eine bessere Vernetzung, und Bekanntmachung, sondern vor allem auch eine Akzeptanzsteigerung der berufsorientierenden und qualifizierenden Angebote beidseits der Grenze“, so Matthias Lißke. Positiv wurden in dem Zusammenhang auch die vier Workshops angenommen. In denen trafen sich Unternehmensvertreter, Schulleiter und Lehrer sowie Akteure im Projekt, um sich auszutauschen zu den unterschiedlichen Schul- und Ausbildungssystemen der beiden Länder und so optimal den Prozess gemeinsam mit den Jugendlichen begleiten zu können.

Das Ende des Projektes als Neuanfang

Das Ende des Projektes ist zugleich Beginn einer neuen Partnerschaft: Die Heinrich-von-Trebra Oberschule in Marienberg und die Základní škola Chomutov Hornická besiegelten eine Schulpartnerschaft, die junge Leute beiderseits der Grenze näher zusammenbringen möchte. Geplant ist künftig unter anderem der gegenseitige Besuch bei den anstehenden Feiern zu beiden Stadtjubiläen im kommenden Jahr sowie gemeinsamer mehrsprachiger Unterricht.

„Das Projekt LABORA hat die jungen Menschen begeistert und motiviert, sich intensiver mit den Ausbildungs- und Jobchancen im Erzgebirge auseinander zu setzen. Das war bei jeder einzelnen Veranstaltung spürbar. Darüber hinaus erweiterte jede einzelne Exkursion ins Nachbarland enorm den Horizont. Deshalb sind wir überzeugt davon, dass diese Art von Aktivitäten im Rahmen der Berufsorientierung dringend gebraucht werden und beantragen ein weiteres Projekt mit ähnlichen Inhalten“, blickt Matthias Lißke nach vorn.

Das Projekt wird über Interreg-V gefördert durch den Europäischen Fond für regionale Entwicklung.