Manufaktur der Träume: Bedeutendste Privatsammlung erzgebirgischer Volkskunst im deutschsprachigen Raum öffnet am 29. Oktober 2010

Kunstmäzenin Erika Pohl-Ströher engagiert sich im Erzgebirge

In Annaberg-Buchholz beginnt eine neue Schatzsuche: 519 Jahre nach dem ersten Silberfund können Einwohner und Besucher den ganzen Reichtum der Erzgebirgstradition und seiner weltweit bekannten Volks- und Holzkunst ganz neu für sich entdecken. Am 28. Oktober 1491 fand Caspar Nietzelt nach seinem Traum vom Schatzbaum das erste Silber im Annaberger Bergrevier, am 29. Oktober 2010 öffnet die Manufaktur der Träume – Sammlung Erika Pohl-Ströher in Annaberg-Buchholz ihre Pforten. Erneut ist damit ein Traum zur Wirklichkeit geworden. Mitten im Herzen der Annaberger Altstadt, mitten im Herzen des Erzgebirges ist ein Haus entstanden, in dem Tradition, Brauchtum und Volkskunst eine wunderbare Symbiose bilden. Es stellt in der Kulturlandschaft des Erzgebirges ein wirkliches Glanzlicht dar.

 

Nicht nur für die Stadt Annaberg-Buchholz, für ganz Sachsen und seine Gäste ist die Sammlung Erika Pohl-Ströher ein echter Schatz. Sie vereint 1.000 historisch wertvolle Objekte der Volkskunst und des Kunsthandwerks. Ihre Wurzeln haben sie im sächsischen und böhmischen Erzgebirge, aber auch im Vogtland, in Thüringen und im Riesengebirge. Zeitlich erstreckt sich die Sammlung über vier Jahrhunderte, vom frühen 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Im Hinblick aufihren reichen Fundus, die außergewöhnliche Art der Präsentation und den kulturhistorischen Wert der Stücke vertreten Experten die Meinung, dass die Sammlung Erika Pohl-Ströher die umfangreichste und bedeutendste Privatsammlung erzgebirgischer Volkskunst im deutschsprachigen Raum darstellt.

 

Ihr Domizil, die Manufaktur der Träume, lässt Kindheitsträume neu erwachen. Sie nimmt den Besucher mit hinein in den Zauber der Erzgebirgsweihnacht, in die geheimnisvolle Untertagewelt, in ein wunderbares Spielzeugland. Sie spricht alle Sinne an. Mit Augen und Ohren, mit Herz und Verstand entdecken Besucher handwerkliche und künstlerische Schätze des Erzgebirges und anderer Regionen. Schönheit, Vielfalt, Buntheit, Glanz und Pracht der Stücke, aber auch Erfindungsgabe, Einfallsreichtum und Improvisationstalent von Künstlern und Handwerkern stehen im Mittelpunkt der Präsentation. Spielzeug- und Weihnachtsproduktion, bergbauliche und sakrale Themen, Schnitzkunst, Weihnachtsberge und Pyramiden, Lichterträger und Massefiguren bilden dabei besondere Schwerpunkte. Spannende Ausstellungskonzeption - interaktive Installationen

Eine spannende Ausstellungskonzeption rückt diesen Schatz ins Licht der Öffentlichkeit.

Das Besondere ist dabei die Art und Weise der Inszenierung. Unter dem Motto:

Sehen – Machen – Staunen erleben die Gäste das Haus. Interaktive Installationen, eine Annaberger Kät en miniature, Miniaturlandschaften und Bergparaden nehmen die Gäste hinein in echte Traumwelten. Kindheitserinnerungen werden wach gerufen, das Erzgebirge wird auf vielfältige Weise lebendig. Töne, Lichteffekte und Geräusche setzen die Ausstellungsstücke in Szene. Besucher werden selbst aktiv, gehen auf Entdeckungsreise, lassen sich verzaubern, kommen ins Träumen und Schwärmen angesichts der wunderbaren und einzigartigen Stücke. Multimedia-Stationen, Informationstafeln, Filme und Audio-Stationen vertiefen die Eindrücke der Sammlung.  

Wunderbare Kinderspielzeuge, voll funktionsfähige Weihnachtsberge, uralte Buckelbergwerke und Flaschenpyramiden, ganze Bergparaden, eine begehbare Weihnachtsvitrine und ein großer Engelschor bieten außergewöhnliche Einblicke in die Volkskunst und das Handwerk des Erzgebirges. Auf Kinder und Familien hat sich die Manufaktur der Träume besonders eingestellt. Historische Spielzeuge, Entdeckertunnel für die Jüngsten und interaktive Stationen, an denen Kinder selbst aktiv werden können laden dazu ein, das Haus mit allen Sinnen zu erleben. Fantasie und Entdeckerfreude sollen angeregt und Wissen spielerisch vermittelt werden. Derzeit werden museumspädagogische Angebote entwickelt, die der jungen Generation die Inhalte der Manufaktur der Träume auf vielfältige Weise nahe bringen werden. Workshops zu den Themen „Kinder lernen im Museum“ und „Museum und Schule“ haben dafür erste Grundlagen gelegt.

 

Außerdem öffnet die Schau den Blick für Kunstwerke, die jenseits der sächsischen Grenze in liebevoller Kleinarbeit geschaffen wurden. Seltene Krippenschnitzereien aus der tschechischen Region Grulich, zauberhafte Stücke aus Nordböhmen und Thüringen sind Beispiele dafür. Ein Teil der Sammlung Ströher wird in der Tschechischen Republik präsentiert. Dazu werden in den Regionalmuseen Chomutov und Most Ausstellungen vorbereitet, die u. a. auf die Ge-schichte der böhmischen Volkskunst eingehen und damit zur regionalen Identität beitragen.

Neues Museumsviertel in Annaberg-Buchholz - Tor zum Erzgebirge   

Mit dem Bau sind die Manufaktur der Träume, das Kulturzentrum Erzhammer, das Adam-Ries-Museum und der Studienraum Carlfriedrich Claus zu einem museal-touristischen Gesamtkomplex vereinigt worden. Das Foyer des Erzhammers bildet den Eingang in die Manufaktur der Träume. Symbolisch öffnet es das Tor zum Erzgebirge. Ein liebenswert gestalteter Museumsshop und die Tourist-Information weisen in vielfältiger Weise auf regionaltypische Angebote und Produkte hin. Über eine Brücke erreichen die Besucher die Sammlung Erika Pohl-Ströher. Neben der attraktiven Ausstellung laden dort das „Schokogusch´l“ - eine Chocolaterie und ein Café - ein. Das Café ist eine Reverenz an das einst berühmte Café Central, in dem sich am Ende des 19. Jahrhunderts Posamenten- und Bortenhändler aus aller Welt trafen.

 

Am 29. August 2008 wurde der Grundstein für das die Manufaktur der Träume gelegt, zum Richtfest am 24. April 2009 schlug Oberbürgermeisterin Barbara Klepsch den letzten Nagel in die Dachkonstruktion. Zum Tag des offenen Denkmals am 13. September 2009 und zum Neujahrsempfang am 15. Januar 2010 waren die Bürger zu ersten Einblicken eingeladen. Am 29. Oktober 2010 um 14.00 Uhr werden der sächsiche Ministerpräsident Stanislaw Tillich und Oberbürgermeisterin Barbara Klepsch die Manufaktur der Träume offiziell ihrer Bestimmung übergeben. Interessierte Gäste können am gleichen Tag die Sammlung Erika Pohl-Ströher von 20.00 bis 24.00 Uhr erstmals in Augenschein nehmen. Mit einem großen Festwochende feiert Annaberg-Buchholz die Eröffnung der Manufaktur. Vom 29. bis 31. Oktober laden zahlreiche Glanzlichter nach Annaberg-Buchholz ein. Eine multimediale Lasershow, ein Kunsthandwerkermarkt, tolle Kinderprogramme und ein Jugendkonzert mit angesagten Bands sind nur einige der Höhepunkte. Musikalisch, kulinarisch und audiovisuell werden Träume in vielfältiger Weise lebendig.

(Dazu folgt am 18.10.2010 eine gesonderte Programminfo)

 

Insgesamt besitzt die Manufaktur der Träume auf vier Etagen etwa 1.800 m² Nutzfläche, davon rund 1.100 m² an Ausstellungsflächen. Ein gläserner Treppenturm erschließt alle Etagen. Gekrönt wird das neue Haus von einer Terrasse, die einen traumhaften Ausblick über die Stadt bis hin zum Fichtelberg bietet. Etwa 5,5 Mio. € sind in die bauliche Hülle investiert worden, etwa 2 Mio. € waren für die Gestaltung, Inszenierung und wissenschaftliche Betreuung der Ausstellung sowie für Werbung und Marketing notwendig. Bund, Land und EU stellten dafür im Rahmen der Programme Interreg III A, Ziel 3 und Städtebaulicher Denkmalsschutz umfangreiche Mittel zur Verfügung.

 

Erzgebirgische Wurzeln eines Weltkonzerns - Rückkehr einer Sammlung

 

Entstanden ist die Sammlung Erika Pohl-Ströher im Andenken an Marie Ströher, die Großmutter der Sammlerin. Ihre Vorfahren stammen aus dem Erzgebirge. Anfangs in Böhmen beheimatet, kamen sie im 17. Jahrhundert als evangelische Glaubensflüchtlinge nach Sachsen. Ein Vorfahre der Familie gehörte zu den Mitbegründern der erzgebirgischen Bergbaustadt Johanngeorgenstadt. Später ließ sich die Familie in Oberwiesenthal nieder.

 

Der Großvater der Sammlerin Dr. Erika Pohl-Ströher war Friseurmeister. Aus seiner Firmengründung entwickelte sich ein Weltunternehmen, die Firma Wella. Nach ersten Anfängen in Oberwiesenthal war das Unternehmen eine Zeit lang in Rothenkichen/Vogtland ansässig. Nach 1945 musste die Familie Ströher ihre erzgebirgisch-vogtländische Heimat verlassen und baute im hessischen Hünfeld ihren Betrieb neu auf. Später verlegte die Firma ihren Sitz nach Darmstadt. Im Jahr 2003 übernahm der Konsumgüterkonzern Procter & Gamble die Firma Wella. Heute lebt die Sammlerin in der französischen Schweiz.  Im Jahr 2006 entschied Dr. Erika Pohl-Ströher, die Sammlung in Annaberg-Buchholz dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Sie ist auch die Leihgeberin der „terra mineralia“ in Freiberg und gehört zu den größten Kunstmäzenen in Deutschland. „Wir sind Frau Erika Pohl-Ströher sehr dankbar“, sagt Oberbürgermeisterin Barbara Klepsch. „Die Sammlung ist eine wunderbare Gabe an ihre alte Heimat, ein wirklicher Schatz“.