„Mit Illusionen aufräumen und die Eigeninitiative ausbauen“

Diskussionsrunde beim Comenius Forum 2015 im GDZ Annaberg
Annaberg-Buchholz. Beim 27. Comenius Forum Erzgebirge referierte Prof. Dr. Ragnitz, Direktor des ifo Institutes (Niederlassung Dresden) zum Thema  „Stand und Perspektiven der wirtschaftlichen Entwicklung in Ostdeutschland und Sachsen“. Mit seiner sachlichen Bilanz führte Ragnitz dem Publikum vor Augen, dass es auch in den nächsten Jahren keine Angleichung des Bruttoinlandsprodukts von neuen und alten Bundesländern geben wird. Die Wirtschaftskraft, auch in Sachsen und dem Erzgebirgskreis, sei nicht stark genug, um aufzuschließen. Gründe dafür seien unter anderem, dass sich zu wenig Großunternehmen mit Hauptsitz in Sachsen ansiedeln und es keine ausgeprägten städtischen Wachstumszentren gibt, die auf das Umland abstrahlen. Der Erzgebirgskreis habe zwar für einen ländlichen Raum eine hohe Industriedichte, aber keine hohe Wirtschaftskraft, da es sich vorwiegend um kleine und mittelständische Unternehmen handelt. Das Bruttoinlandsprodukt sei jedoch keine Messgröße für Lebensqualität. Weitere Faktoren wie beispielsweise die Umweltsituation und Familienfreundlichkeit spielen dafür eine wichtige Rolle.

Als positiv bewertet Ragnitz die Entwicklung des Beschäftigungsniveaus in Sachsen. Dies ist in den letzten Jahren stark angestiegen und befindet sich fast auf dem westdeutschen Durchschnittsniveau. Um sich zukünftig als Standort weiter zu entwickeln, sei die Eigeninitiative der Regionen verstärkt gefragt. Dies beinhalte auch die Beteiligung der öffentlichen Verwaltung und der Lokalpolitik. Schon jetzt sollte begonnen werden, regionale Strukturförderungsmodelle zu entwickeln, um sich auf das Auslaufen des Länderfinanzausgleichs und des Solidarpakt II im Jahre 2019 sowie den zukünftig zu erwartenden Rückgang der Zuschüsse aus den EU-Strukturfonds nach dem Ablauf der Förderperiode 2014-2020 vorzubereiten. Der Mut zu Entscheidungen und Innovationen sei dabei unerlässlich.