Museen tragen Handschrift von Seiwo

Die Scharfensteiner Firma Seiwo Technik hat sich zu einem Spezialisten für Museumseinrichtungen entwickelt. Gegenwärtig arbeitet der Betrieb an einem Auftrag für das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn.

VON MIKE BALDAUF

SCHARFENSTEIN - Wenn die Mitarbeiter der Scharfensteiner Firma Seiwo Technik ein Museum besuchen, dann interessieren sie sich nicht nur dafür, was dort gezeigt, sondern vor allem wie es präsentiert wird. Denn Ausstellungsmöbel, Schauwände, Schutzverglasungen, Informationselemente, Stelen und Modelle sind das Metier des Unternehmens. Seit der Gründung 1990 hat es sich von einem regional agierenden Betrieb zu einem deutschlandweit anerkannten Spezialisten für Museumseinrichtungen entwickelt.

Um die oft extravaganten Aufträge umsetzen zu können, bedarf es Handwerker aus ganz verschiedenen Sparten - Metallbauer, Elektroinstallateure, Tischler und Glaser gehören dazu. "Wir haben für jedes Fachgebiet einen Spezialisten", ist Geschäftsführer Karsten Wabst stolz. Nachdem sein Vorgänger in den Ruhestand ging, übernahm er 2004 den inzwischen 22 Beschäftigte zählenden Betrieb.

"Der Porsche- Auftrag half uns später, die eine oder andere Tür leichter zu öffnen."

Karsten Wabst Geschäftsführer

Seitdem ist die Zahl der Referenzen in deutschen Museen stetig gewachsen. Zu einem der bislang größten Aufträge zählt der Firmenchef den Bau mehrerer Fahrzeug-Podeste für das Porsche-Museum in Stuttgart-Zuffenhausen 2008/2009. Um den Zuschlag zu bekommen, war ein Jahr Vorarbeit nötig, erzählt der 41-Jährige. Unter anderem musste sich Seiwo Technik damals bei zwei Vor-Ort-Terminen vorstellen. Doch das Projekt sollte sich nicht nur in finanzieller Hinsicht bezahlt machen. "Der Porsche-Auftrag half uns später, die eine oder andere Tür leichter zu öffnen", ist der Firmenchef überzeugt.

Pro Jahr können die Scharfensteiner neben mehreren kleinen Aufträgen, zu denen etwa der Bau von Leuchtreklamen zählt, fünf bis sechs Großprojekte abarbeiten. Im Augenblick fertigen sie für das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn Ausstellungselemente, Präsentationstische und Vitrinen. "Bis April wird uns diese Arbeit beschäftigen", weiß Wabst. In der Regel umfassen derartige Museumsprojekte ein Auftragsvolumen in der Größenordnung zwischen 50.000 und 200.000 Euro - manchmal ist es auch eine halbe Million. "Aber das passiert in zwei Jahren nur einmal", so Wabst.

Auch im vergangenen Jahr sind er und seine Mitarbeiter viel in Deutschland herumgekommen. Für die Nikolaikirche in Berlin galt es, bis zu vier Meter hohe Vitrinen aus Glas und Stahl, Multimedia-Stelen, Ausstellungsmöbel und Außenwerbeanlagen anzufertigen. Karsten Wabst spricht von 40 Objekten, die innerhalb von fünf Monaten aufzustellen waren. Für das Schloss Schönhausen - dem früheren Gästehaus für DDRStaatsgäste - baute Seiwo Technik Vitrinen, Sockel, Tische, Hocker und Absperrsysteme. Ebenso wirkte das Unternehmen an der Ausstattung des Biosphärenzentrums Schwäbische Alb in Münsingen (Baden-Württemberg), des Landesmuseums Mainz (Rheinland-Pfalz) und des Bürger-Palais Stutterheim in Erlangen (Bayern) mit.

Im Erzgebirge haben die Scharfensteiner ihre Handschrift im inzwischen neu eröffneten Motorradmuseum Augustusburg abgegeben. Stehpulte und Motorenständer aus Edelstahl, Glas- sowie Leucht-Stelen wurden für die Ausstellung angefertigt. Aufträge gab es überdies für die Ausstattung der Manufaktur der Träume in Annaberg-Buchholz und das Schloss Lichtenwalde bei Chemnitz. Als bisher größte technische Herausforderung betrachtet der Geschäftsführer indes den Bau eines Wind-Wellen-Modells für das Naturgewalten-Erlebniszentrum auf Sylt. "Bis auf eine Skizze und eine kurze Beschreibung von dem, was dabei passieren soll, hatte ich nichts in der Hand", erinnert er sich. Nur drei Monate blieb für das Modell Zeit. Die Aufgabe: Mithilfe eines Gebläses und eines Wellenruders sollten Besucher in einem Kanal verschiedene Wellenformen erzeugen können. Bis Karsten Wabst die richtige Anordnung der Komponenten und die Unternehmen gefunden hatte, die diese herstellen, brachte er einige schlaflose Nächte zu.

 

 

Quelle: Freie Presse, Ausgabe Zschopauer Zeitung, 16.02.2011