Ohne Ehrenamt kein Wandertourismus

Annaberg-Buchholz. (04.12.2014) Das Wandern ist des Deutschen Lust – aktuelle Statistiken sagen, dass mehr als die Hälfte aller Landsleute, also etwa 40 Millionen, regelmäßig die Hauspantoffeln gegen die Wanderschuhe tauschen. Stattliche 5.000 km der deutschlandweit 200.000 km Wanderwege verlaufen kreuz und quer durch das Erzgebirge – darunter sieben Fernwanderwege, zahlreiche Bergbau- und Naturlehrpfade sowie viele Themenwege. Frische Luft und herrliche Aussichten auf eine traumhafte Landschaft bieten sie alle – damit nicht plötzlich aus Lust Frust wird, sind 117 Wanderwegewarte im ganzen Erzgebirge sommers wie winters unterwegs. Und das ehrenamtlich – aus echter Überzeugung und eigener Freude an der Bewegung in der Natur. Sie sind die fleißigen Wichtel im Hintergrund, die dafür sorgen, dass jeder Wanderer wieder aus dem Wald herausfindet oder ein idyllisches Plätzchen zur Rast findet. Einmal jährlich im Herbst treffen sich die Wanderwegewarte des Erzgebirgskreises auf Einladung der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH  (WFE GmbH) – zum gegenseitigen Kennenlernen, zum Austausch und zur Diskussion.

Eine regelmäßige Überprüfung und Erneuerung fehlender Markierungen des Wanderwegenetzes gehört zur Kernaufgabe der Wegewarte. Doch es sind nicht nur zahlreiche Schilder oder Pfosten, die angebracht werden müssen, in vielen Fällen nimmt sich der Wegewart auch kaputten Bänken und Tischen oder dem Farbanstrich von Schutzhütten an. Manche ziehen mit dem Rasenmäher in den Wald, um das Areal rund um Schutzhütten wegsam zu machen oder entästen zugewachsene Pfade. Gekoppelt sind die Ehrenamtlichen meistens direkt an die Kommune – oder berufen über eine Mitgliedschaft im Erzgebirgszweig- oder örtlichen Fremdenverkehrsverein. Zählen können dabei die 102 Männer und 15 Frauen auf Unterstützung bei Material oder Transport der kommunalen Bauhöfe.

„Die Wanderwege hören nicht an den kommunalen Grenzen auf“, begründet Jens Habermann, Geschäftsbereichsleiter Tourismusinfrastruktur der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH, die Einladung. Die WFE GmbH als Koordinierungsstelle möchte den gegenseitigen Austausch fördern, manches klärt sich doch schnell am Tisch. Doch die Wegewarte sollen auch wissen, was es Neues rund um das Thema Wandern allgemein oder eben speziell im Erzgebirge gibt. So liegt in diesem Jahr ein Schwerpunkt bei der Vorstellung von Funktion und Einsatz moderner GPS-Geräte, um die Wanderwegeverwaltung übersichtlicher und praktischer zu gestalten. „Die Benutzung ist gar nicht so kompliziert wie man denkt“, macht Habermann Mut. André Stummer stellte diese spezielle und inzwischen weltweit bekannte Form der „Schnitzeljagd 2.0“ mit GPS-Geräten(Geocaching) vor.

Herrliche Wanderwege als Region sein eigen nennen zu dürfen ist das eine – die Menschen von außerhalb darauf aufmerksam zu machen das andere. Ronny Schwarz / Birgit Knöbel vom Tourismusverband Erzgebirge e.V. präsentierten, wie man das umfassende Angebot in ganz Deutschland und darüber hinaus publik machen möchte. Die Palette reicht von Broschüren mit 120 Wandertoren bis zur Bewerbung der etablierten Wanderwochen im Mai und im September. Was aber immer im Vordergrund stehe, sei die Qualitätssicherung. Über 70 Prozent der Wege wurde von sogenannten Tourentestern als durchgängig sehr gut bis gut bewertet, lobt Schwarz die Arbeit der Wegewarte und ihrer Partner – die übrigen 30 Prozent seien mit meist kleinen Mängeln behaftet, die nach und nach beseitigt werden. Immer mehr sind die Wegewarte nun auch im Winter tätig, da inzwischen 18 Kommunen und zwei Forstbezirke insgesamt 60 Winterwandertouren mit einem Umfang von 360 km anbieten.

Übrigens: Einzelne Kommunen suchen nach wie vor Wegewarte. Wer Interesse hat, wendet sich bitte an die einzelnen Kommunen, Tourist-Informationen oder auch an die WFE GmbH.