Osterbräuche in Polen und Tschechien

Klatsch macht es – die junge Frau ist triefnass. Ihre Freundin bereitet derweil die Revanche vor und langt mit der riesigen Schöpfkelle in einen vor dem Haus bereit stehenden Wassereimer und setzt nun ihrerseits dem jungen Mann nach. Sie juchzen vor Vergnügen und werden von einer Gruppe Halbwüchsiger angefeuert, die sich auch bald an der Wasserschlacht beteiligen. Eine Szene aus einer Komödie?

Weit gefehlt, denn so geht es in Polen überall am Ostermontag zu. Jeder muss damit rechnen, nass zu werden. „Smigus Dyngus“ heißt der Brauch, der wohl auf die Zeit zurückgeht, als das Christentum nach Polen kam. Ostern in Polen, das sind Kirche, Familie, reichlich gutes Essen und viel Wasser. Der Osterhase hat hier keine Chance. Wirklich wichtig sind unseren polnischen Nachbarn die Passion sowie die alten Bräuche.

Der Ostersonnabend vergeht mit Festvorbereitungen in den Familien, es wird gekocht und gebacken nach alten Sitten und Rezepten. Wenn dann am Ostersonntag die Fastenzeit vorbei ist, beginnt der Tag mit einem reichlichen Osterfrühstück; wobei Frühstück eine eher bescheidene Bezeichnung ist für das, was nun folgt: Wie bei allen Familienfeiern in Polen biegen sich die Tische mit einer Fülle an Leckereien. Am Ostermontag ist es dann vorbei mit der Feierlichkeit. Zum Spaziergang sollte man entweder wachsam um sich schauen und gut zu Fuß sein oder selbst bei Sonnenschein regenfeste Kleidung tragen. Dank „Smigus Dyngus“ ist in Polen der Ostermontag der Tag mit dem höchsten Wasserverbrauch im ganzen Jahr.Und welche Osterbräuche gibt es bei unseren tschechischen Nachbarn zu entdecken?

Auch in Tschechien werden traditionelle Osterbräuche noch sehr aktiv gelebt. Zu den Ostertraditionen gehört es, dass Männer aller Alterskategorien jungen Frauen mit Weidenruten auf die Beine schlagen. Der Brauch hat eine lange Tradition. Er soll Gesundheit und Jugend bringen. Der Ostermontag wird deshalb in Tschechien auch „Peitschen-Montag“ genannt. Nach diesem Ritual belohnen die Frauen die Männer mit ihren kunstvoll bemalten Eiern und flechten jedem ein buntes Band in die Weidenrute.

Auch sonst gibt es in Tschechien für uns Deutsche ungewohnte Osterbräuche: Während zum Beispiel bei uns Lebkuchen an Weihnachten gegessen werden, sind sie in Tschechien eine traditionelle Osterspeise. So kommt auch in Tschechien nach der Fastenzeit eine wahre Zeit der Fülle. Zu den typischen Osterspeisen gehören zum Beispiel Lamm- oder Kaninchenfleisch, Osterbrot aus Hefeteig oder das Biskuitlamm mit Zuckerguss. Eine Leckerei sind auch die mit Honig bestrichenen „Jidáše“ und das in Zucker gewälzte Schmalzgebäck „Boží milost“. Am Ostermontag darf nirgends eine aus Eiern bereitete Speise fehlen! Denn Eier sind in Tschechien das uralte Symbol neuen Lebens und der Wiedergeburt.

Frohe Ostern!  – Wesołych Świąt Wielkanocnych! – Veselé Velikonoce!

(Quelle: http://www.nachbarsprachen-sachsen.eu)