Per Ferienpraktikum zur Gewissheit: Wenn junge Leute die Tüftler von morgen werden wollen

Levin Neubert (links) lernt im Praktikum von Michael Neubert und Jason Georgi (rechts).
Levin Neubert (links) lernt im Praktikum von Michael Neubert und Jason Georgi (rechts). / © Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH

„Bitte Fotos dann in eine aufgeräumtere Blickrichtung machen, hier wird gerade ganz schön viel gewerkelt“, lacht Michael Neubert, Technischer Leiter bei der Firma HSK Hugo Stiehl GmbH Kunststoffverarbeitung in Crottendorf. Für Levin Neubert aus Hammerunterwiesenthal ist dieser Arbeitsplatz zum Tüfteln und Ausprobieren das Paradies. Der Zehntklässler ist Praktikant in dem Traditionsunternehmen, dass längst für seine Brotdosen und Stapelboxen bekannt ist, aber inzwischen weit mehr als Haushaltsgegenstände produziert. Levin möchte Mechatroniker werden und absolvierte in seinen letzten Ferien als Schüler sogar zwei Praktika – und zwar freiwillig. Nun stehen bald die Sommerferien vor der Tür – ideal, um sich neben Urlaub, Partyspaß und Freibad ein paar Tage in die Welt der Berufe einzutauchen. Mit seinen Erfahrungen möchte der Schüler auch anderen Lust dazu machen.

„Ich habe mich in mehreren Unternehmen beworben. Ich möchte sie besser kennenlernen, um mich am Ende richtig zu entscheiden. Auf jeden Fall möchte ich Mechatroniker werden“, erzählt Levin Neubert. Auch andere Berufe hätte er sich schon angeschaut, zum Beispiel den des Holzspielzeugmachers oder Zerspanungsmechanikers. In den vergangenen Herbstferien war er sogar untertägig bei den Fluss- und Schwerspatwerken in Niederschlag im Praktikum. „Das war spannend, aber nichts für mich.“ Eben auch diese Erkenntnisse sind wichtig, um die richtige Berufswahl zu treffen. Michael Neubert lobt das Engagement des Oberschülers, sagt aber auch, dass es so optimal noch viel zu selten liefe. Trotz des heutzutage umfassenden Angebotes zur Berufs- und Studienorientierung. „Wer sich in seiner Freizeit mit der eigenen beruflichen Zukunft beschäftigt, entwickelt klare Vorstellungen. Aber auch wir als Unternehmen lernen so schon die jungen Leute kennen. Wir wünschen uns, dass noch viel mehr Jugendliche sich so eine gute Basis schaffen, ihre Stärken erkennen und so auch Unsicherheiten abbauen.“

„Solch ein kurzes Praktikum liefert eine gute Basis für Entscheidungen zu Ausbildung und Beruf. Innerhalb der Unterrichtszeit ist die Organisation eines zusätzlichen Praktikums nicht immer möglich. Daher bietet die WFE GmbH für Schüler im Erzgebirgskreis ab dem vollendeten 15. Lebensjahr die Möglichkeit zum freiwilligen Ferienpraktikum, um sich auszutesten. Die Wirtschaftsförderung organisiert dabei den Versicherungsschutz und unterstützt mit der Findung geeigneter Betriebe “, erklärt Matthias Lißke, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH.

Levin Neubert wird in den drei Praktikumstagen von Jason Georgi angeleitet. Er berichtet Levin viel von seiner Ausbildung bei dem Crottendorfer Kunststoffspezialisten, denn die Eindrücke sind bei dem erst „Ausgelernten“ noch frisch: „Man braucht für den Beruf technisches Verständnis und die Neugier zu wissen, wie etwas funktioniert. Wichtig ist auch Ruhe und Durchhaltevermögen, um in Störungsfällen mit Umsicht die Fehler zu finden.“ Auch ihn haben damals Praktika überzeugt, so dass er als Mechatroniker seine Leidenschaft gefunden hat. Nun bereichert er bei Hugo Stiehl die beiden Instandhaltungs-Teams. Diese sorgen dafür, der Maschinenpark und die komplexen Roboteranlagen tipptopp laufen und dass die Druckluft- und Kühlwasseraufbereitungssysteme funktionieren. Und dann verrät der junge Mitarbeiter, was ihn außer den guten Arbeitsbedingungen noch im Erzgebirge hält: „Weggehen war für mich nie eine Option. Ich bin einfach kein Stadtmensch.“ Es ist genau eines der Kriterien, weshalb Praktikant Levin seine Fühler für eine Ausbildung im Erzgebirge so intensiv ausstreckt: „Es ist so ein Gefühl, ich möchte einfach hierbleiben.“ Zuhause hat er auch eine kleine Werkstatt mit Drechselbank, in der er Dinge für die Familie repariert, aber vor allem am liebsten nachschaut, wie technische Geräte von innen ausschauen.

Hintergrund:

Der Praktikumsvertrag wird zwischen Unternehmen, Schüler bzw. Erziehungsberechtigten sowie der WFE GmbH geschlossen. Unterstützung zur Praktikumswahl leisten auch die Praxisberater an den Schulen.