Rezepte gegen den Fachkräftemangel

Der wirtschaftliche Aufschwung ist da - nur die Fachkräfte fehlen. Keine Patentlösung, aber mögliche Schritte zeigte eine Regionalkonferenz auf.

VON EVELINE ROESSLER

FREIBERG - Nur durch dauerhafte Zusammenarbeit über die Betriebsgrenzen hinaus werden künftig der mittelsächsischen Wirtschaft genügend junge qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung stehen. Ansonsten werde es zwar eine Wirtschaft im Aufschwung geben, aber zu wenige Beschäftigte, die den wachsenden Anforderungen gerecht werden. Das hat Manfred Graetz, erster Kreisbeigeordneter Mittelsachsens, am Montagabend auf einer Regionalkonferenz zu diesem Thema in Mittweida deutlich gemacht. Gemeinsam mit der Landesstelle für Frauenbildung und Projektberatung hatte das Landratsamt zu einem zweiten Strategiegespräch in die Räume der Hochschule Mittweida eingeladen.

"Es laufen uns die jungen Frauen in Scharen davon."

Kristina Wopat Landesstelle für Frauenbildung und Projektberatung

Bereits im Juni 2010 hatte es ein erstes Treffen mit Vertretern der mittelsächsischen Wirtschaft, des Handwerks, der Berufsorientierung und Schulen gegeben. Kristina Wopat von der Landesstelle machte deutlich, wie wichtig solche Beratungen sind. "Die Lage ist dramatisch", sagte sie, "28 Prozent der Beschäftigten in Sachsen sind älter als 50 Jahre. 2014 wird es doppelt so viele Eintritte ins Rentenalter geben wie Menschen für den Arbeitsmarkt nachwachsen. Und vor allem: Es laufen uns die jungen Frauen in Scharen davon." Sie erhofften sich auf dem Arbeitsmarkt im Westen bessere Bezahlung und Chancen, oft in frauentypischen Berufen.

Wie es gelingen kann, junge Leute in der Region zu halten, machte in Mittweida Rolf Geißler, Seniorchef der Firma Geißler Fahrzeugbau Wechselburg, deutlich: "Ich bin ständig in Schulen unterwegs. Dort mache ich den jungen Leuten deutlich, dass die Hochtechnologie schon längst in den Handwerkerberuf eingezogen ist." Bernd Lormis, an der Mittelschule Niederwiesa für die Berufsausbildung zuständig, setzt darauf, mit den Schülern rechtzeitig, also nicht erst ab Klasse 9, in Unternehmen zu gehen. "Direkt vor Ort wird es konkret." Er mahnte an, Hauptschülern eine Chance zu geben: "Sie sind Praktiker, die zupacken können."

Das Unternehmen Actech in Freiberg schwört auch auf die Weiterbildung eigener Mitarbeiter. "Das ist kein billiges Unterfangen", so Chef Florian Wendt, "aber ein erfolgreiches." Die Arbeitnehmer seien hoch motiviert an die neuen Aufgaben gegangen.

Ein Beispiel für die Vernetzung von Stadtverwaltung, Agentur und Unternehmen nannte Teamleiter Uwe Krumpholz von der Agentur für Arbeit Freiberg. So habe man für Unternehmen in der Region Freiberg, die händeringend Arbeitnehmer für die rollende Schicht suchen, eigens eine regionale Buslinie eingerichtet, die am 7. März startet. Viele der 400 Arbeitnehmer seien dadurch erstmals in der Lage, Schichtarbeit anzunehmen. Krumpholz forderte Firmen auf, sich mit der Arbeitsagentur in Verbindung zu setzen. "Nur so finden wir gemeinsam eine Lösung", machte er Mut.

 

 

Quelle: Freie Presse, Ausgabe Freiberger Zeitung, 09.02.2011