SERIE: MADE IN ERZ - Piloten und königliche Garden werden in Meinersdorf fündig

Die Spezial- und Gerätetaschen GmbH fertigt Lederwaren, unter anderem für Fluggesellschaften.

VON FRANZISKA MUTH

MEINERSDORF - Wer auf dem Flughafen einem Piloten über den Weg läuft, der einen Koffer hinter sich her zieht, der sollte etwas genauer hinschauen. Nicht auf den smarten Flugzeugkapitän, sondern auf das Gepäckstück. Denn es könnte aus dem Erzgebirge stammen: von der SGT Spezial- und Gerätetaschen GmbH im Burkhardtsdorfer Ortsteil Meinersdorf.

"2000 bis 3000 Pilotenkoffer produzieren wir im Jahr", sagt Geschäftsführer Lothar Göthel. Der Diplomingenieur für Werkzeugmaschinenkonstruktion war schon bis zur Wende in der Kofferproduktion tätig. In einer leerstehenden Fabrik seiner Schwiegereltern in Hormersdorf gründete er 1990 das Unternehmen SGT mit, es zählte damals fünf Mitarbeiter. "Wir stellten Werkzeugtaschen her, belieferten Baumärkte und auch die Telekom."

Als der Preisdruck zu hoch wurde, wagte man sich auf Neuland: als Ausstatter von Fluggesellschaften wie Lufthansa. Inzwischen gehörten schon Aeroflot, Royal Jordanian und Garuda Indonesia zu den Kunden. "Allein die Liste für Lufthansa umfasst zirka 200 Lieferteile", so Göthel. Zudem spezialisierte sich das Unternehmen auf Handbücher für Kapitän und Copilot. Zu den Hauptkunden zählt auch die Boeing-Tochter Jeppesen. Sie stellt Navigationsunterlagen für die Luftfahrt her, die Manufaktur aus dem Erzgebirge liefert exklusiv Taschen und edle Ordner mit Metallscharnier für die Karten. Mit der Produktion für die Luftfahrtbranche ist die SGT zu 60 Prozent ausgelastet. Weiteres Standbein: Systemkoffer für Drucker und Notebook, etwa für Tüv und Rotes Kreuz. 2001 zog der Betrieb von Hormersdorf in den Neubau nach Meinersdorf. Zum Sortiment gehören Behältnisse für Messegerätehersteller und Aktentaschen. Mode-Designer setzen ausgefallene Wünsche um, zum Beispiel bei Handtaschen. Mit der Firma Aruzzi Taugo aus Annaberg-Buchholz produzieren die Meinersdorfer Schulranzen nach alter Tradition, mit Murimed aus Aue Arzt- und Hebammentaschen, wie es sie schon früher gab.

Ebenfalls im Sortiment: Paradehelme für Regierungsgarden. Davon hat die Manufaktur jüngst 903 an die Republik Venezuela geliefert, alle zwei Jahre ordert die schwedische Königsgarde. Verwendet wird vor allem pflanzlich gegerbtes Rindsleder aus Süddeutschland und Südamerika. Oft bleibt die Narbenstruktur der Haut erhalten, jede Tasche ist ein Unikat. "Für viele Produkte geben wir lebenslange Garantie", so Göthel und fügt hinzu: "In Europa sind wir mit unserem Spektrum ein Exot." In Meinersdorf sind 15 Täschner und Sattler beschäftigt. Der 59-Jährige kann sich vorstellen, bald wieder auszubilden. Die Firma, die sich bereits in Las Vegas und Dubai präsentierte, sieht sich auf gutem Kurs: Der Umsatz stieg 2010 um 25 Prozent auf rund eine Million Euro.

 

 

Quelle: Freie Presse, Ausgabe Auer Zeitung, 11.02.2011