SERIE: MADE IN ERZ - Sie machen Luxus noch ein bisschen edler

Die Testa Motari Design Manufaktur aus Johanngeorgenstadt arbeitet für große Markenhersteller. Der Name der kleinen Firma wird dabei selten genannt.

VON MARIO ULBRICH

JOHANNGEORGENSTADT - Cherry, der bekannte Tastaturenhersteller aus der Oberpfalz, will seine Kunden in diesem Sommer mit einer neuen Produktlinie verblüffen: Tastaturen in Edelholz-Optik, von denen jede einzelne aufgrund ihrer Maserung wie ein Unikat wirkt. Die Firma, die den Auftrag des Computerzubehörriesen an Land gezogen hat, sitzt in Johanngeorgenstadt, etwas versteckt hinter Wohnhäusern und einer Tischlerei: Die Testa Motari Design Manufaktur. Ein Name, den nur Eingeweihte kennen, was nicht daran liegt, dass die Firma so unbedeutend ist. Eher im Gegenteil.

Testa Motari, vor sechs Jahren gegründet, um ausgeflippte PC-Gehäuse zu bauen, arbeitet heute für Hersteller von Nobelautos, Edelhandys oder sündteurer Elektronik. Wollen diese ein Spitzenprodukt noch etwas besonderer machen, kommen sie häufig zu den Johann'städtern.

"Auf den Produkten steht unser Name nie", sagt Testa-Motari-Gründer Martin Fenzl. "Das sind ja alles Marken im hochwertigen Segment. Unser Schriftzug könnte sie nicht aufwerten." Dass Cherry die Holz-Tastaturen als "Strait Exclusive Testa Motari Edition" verkaufen will, betrachtet der 29-Jährige als freundliches Entgegenkommen.

Bei den meisten anderen Herstellern muss Testa Motari anonym bleiben. "Die verraten ihren Kunden nicht, dass die Ausstattung, die ihr Produkt außergewöhnlich macht, bei einer Firma im Erzgebirge gefertigt wird", sagt Fenzl. Eine Übereinkunft, an die er sich halten muss. Die Produkte, um die es geht, dürfen wir in den Werkstatträumen von Testa Motari und auf Fotos besichtigen, aber Namen, bittet Fenzl, sollen im Bericht nicht genannt werden. "Die Firmen erklären uns, was sie wollen. Unser Geschäft ist es dann, eine Lösung zu finden, um diese Wünsche realisieren", so der Geschäftsführer.

Weißes Carbon beispielsweise. Ein Automobilbauer hatte es sich in den Kopf gesetzt, die Armaturen einiger Fahrzeuge aus weißer Kohlefaser zu machen. Von Natur aus ist Carbon schwarz. Testa Motari fand heraus, wie man es weiß macht. Die Johanngeorgenstädter haben die verrücktesten Materialien erfunden: Einen Spritzguss, bei dem Metall und Holz miteinander verbunden werden oder Parkett, das nur einen Zehntelmillimeter dick ist und nicht in Wohnungen, sondern auf Armaturen verlegt wird. Sie stellen Uhren-Lünetten aus Damaststahl her oder Holzverkleidungen, die von Kautschukadern durchwirkt sind. Exklusive Materialien, die sich kaum industriell fertigen lassen.

"Auf diesem Gebiet sind wir weitgehend ohne Konkurrenz", sagt Fenzl. "Das gibt Gelassenheit." Testa Motari beschäftigt 13 Mitarbeiter. Tischler, Elektrotechniker, Lackierer, alle Könner ihres Fachs. Da der Umsatz der Firma stetig steigt, hofft Fenzl, im nächsten Jahr noch mehr Mitarbeiter einstellen zu können. Ihre Tätigkeit bleibt weiter Manufakturarbeit. Die großen Hersteller fahren ihre Produkte nach Johanngeorgenstadt, wo sie bei Testa Motari in Handarbeit veredelt werden. Selten mehr als 40 Autos, 500 Füllfederhalter oder 5000 Tastaturen.

"Unser Geschäft ist es, eine Lösung für die Wünsche unserer Kunden zu finden."

Martin Fenzl Geschäftsführer

Bei Testa Motari wurden schon Gehäuse für Schreibgeräte entwickelt, die nach der Veredelungskur für eine Million Euro verkauft worden sind. Das vielleicht ungewöhnlichste Produkt, das die Manufaktur mit luxuriösen Gehäusen aufwertet, sind sogenannte Uhrenbeweger. Männer, die zu jedem Anzug eine andere Automatikuhr tragen, brauchen solch eine Maschine, um ihre vielen Zeitmesser aufgezogen zu halten. Ein in Johann'stadt getunter Uhrenbeweger kostet 5000 Euro. "Ein Bereich, in dem wir noch stark wachsen werden", schätzt Martin Fenzl.

Quelle: Freie Presse, Ausgabe Schwarzenberger Zeitung, 29.06.2011