Stipendium gegen Lehrermangel - Von der Uni direkt ins Erzgebirge

Während de Studiums wissen die wenigsten, wohin sie ihr Weg nach dem Abschluss führen wird. Bei Johanna Müller und Lydia Thiele - zwei der 50 neuen Sachstipendiaten - ist das anders. Die beiden wissen nicht nur, dass sie nach dem Lehramtsstudium an einer Schue arbeiten werden. Sie wissen auch , dass diese Einrichtung zumindest in den ersten drei Jahren im Erzgebirge sein wird. Und das bleibt nicht unbelohnt.

Zum Hintegrund: mit dem Sachsenstipendium, das seit 2015 vergeben wird, will der Freisstaat dem Lehrermangel in ländlichen Regionen entgegenwirken. Damit werden gezielt Lehramtsstudenten für Grund- und Mittelschulen soie Sonderpädagogik gefördert, die nach ihrer Ausbildung außerhalb der Großstädte wie Leipzig oder Dresden unterrichten möchten. Die Aufnahme ist ab dem fünften Fachsemester möglich. Für die Dauer der restlichen Regelstudienzeit erhalten die Stipendiaten 300 Euro pro Monat. Zudem gibt es ein Begleitprogramm mit Seminaren, Trainingsangeboten und Beratungen. Im Gegenzug verpflichten sich die Studenten, nach dem Abschluss mindestens für die Dauer der Förderung - in der Regel zwischen zwei und drei Jahren  - in einer Bedarfsregion zu unterrichten. Von den 50 Stipendiaten des zweiten Jahrgangs möchten zehn gern im Erzgebirge arbeiten, erklärt ein Sprecher der Bildungsagentur.

Zu ihnen gehört Johanna Müller. Die 21-jährige kommt aus Kühnhaide und möchte nach dem Studium zur Grundschullehrerin in Dresden im Marienberger Raum arbeiten. Sie sei familiär eng mit der Region verbunden. Durch die Mitarbei in der Kirchgemeinde habe sie die Arbeit mit Kindern lieben gelernt, erzählt Johanna Müller. "Es ist nicht nur die Möglichkeit, Wissen und Erfahrungen weiterzugeben, die mich am Beruf der Lehrerin fasziniert, sondern auch die Vermittlung von Normen und Werten". Am ländlichen Raum schätzt sie vor allem den persönlichen umgang miteinander. "Der Schulalltag in der Stadt ist im Vergleich sehr anonym", hat sie während Praktika erfahren müssen. Auf dem Land sei die Zusammenarbeit im Lehrerkollegium, aber auch mit außerschulischen Partnern, eine ganz andere. "Man wird geschätzt und persönlich gefördert." Sie wusste mit 14, dass sie einmal Lehrerin werden möchte. damals von Lehrermangel noch nicht die Rede.

Johanna Müller wäre wohl auch ohne die finanziellen Anreize des Stipendiums nach dem Studium, das 2018 endet, zurück in ihre Heimat gekommen. Doch die Unterstützung biete ihr weitere Möglichkeiten, wie zum Beispiel zusätzlichen Gitarrenunterricht zu erhalten. "Zudem möchte ich in diesem Jahr noch zusätzlichen Gesangsunterricht nehmen." Doch in erster Linie habe sie sich um das Stipendium bemüht, weil sie die Begleitseminare und zusätzlichen Angebote - wie ein persönlicher Mentor an der Uni - angesprochen haben.

Auch Lydia Thiele möchte nach dem Studium zur Grundschullehrerin in Chemnitz in ihre Heimat zurückkehren. Die Crottendorferin entwicklete ihren berufswunsch während eines Freiwilligen Sozialen Jahres in der Kita und im Hort in Elterlein. "Bestärkt in meinem Berufswunsch wurde ich noch durch die Geburt meines Sohnes", so die 26-jährige. Und da das Erzgebirge ihre Heimat sei, fiel ihr die Entscheidung nicht schwer. Dabei sei dies auch schon zu Beginn ihres Studiums ihr Wunsch gewesen.

Die finanzielle Unterstützung nimmt Lydia Thiele gern an. "An erster Stelle habe ich nicht nur mich, sondern auch meinen Sohn zu versorgen. Eine finanzielle Absicherung hat dabei einen großen Schwellenwert." Zudem habe sie noch einen Auslandsaufenthalt zu finanzieren. Dennoch empfindet die Crottendorferin die zusätzlichen Angebote des Stipendiums als genau so wichtig.

Doch was passiert, wenn sich ein Stipendiat doch anders entscheidet? Wird man dann in das Erzgebirge zwangsversetzt? Nein. Dann muss das Geld einfach zurückgezahlt werden. 
www.lehrerbildung.sachsen.de  

(Quelle: Freie Presse)