„StudienmesseERZ-virtualDay 2020“:

Digitale Messe als Neuland mit vielen Chancen

Die erste virtuelle Studienmesse im Erzgebirge ist Geschichte. Anstatt wie ursprünglich geplant in die Annaberg-Buchholzer Silberlandhalle zu gehen, besuchten die Gymnasiasten des Erzgebirgskreises am vergangenen Samstag die Messe vom Sofa aus – zumindest jene, die die Chance auf eine digitale Alternative nutzten. Für die Veranstalter war die virtuelle Variante der Veranstaltung Neuland, für viele junge Leute ebenfalls. Und das, obwohl Treffen im virtuellen Raum seit den letzten Monaten verstärkt zum Alltag gehören.

Einen Tag lang drehte sich online alles ums Studieren: Egal ob klassisches Hochschulstudium, BAföG, duales Studieren, Regelstudienzeit oder Praxispartner – digital und live wurden die unterschiedlichsten Fragen beantwortet. Organisiert in Partnerschaft von der Agentur für Arbeit Annaberg-Buchholz und der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH erhielten die jungen Leute die ganze Bandbreite an Studienmöglichkeiten präsentiert. Etwa 40 erzgebirgische Unternehmen und Studieneinrichtungen waren mit dabei und standen in Video-Chats persönlich Rede und Antwort. Bereits im Vorfeld präsentierten sich die Teilnehmer — regionale Unternehmen, sächsische Universitäten, Hochschulen, Fachhochschulen und Berufsakademien — mit sogenannten Pitch-Videos auf der Veranstaltungswebsite www.studienmesseERZ.de. Dort konnten sich die Interessenten für Live-Chats am Samstag anmelden. Etwa 150 Gymnasiasten nutzten diese Möglichkeit und verabredeten sich zum persönlichen Gespräch via Webcam oder schauten Vorträge per Livestream. Die meisten Gesprächspartner im Video-Chat verbuchte die Agentur für Arbeit als ein Indiz dafür, dass den meisten Gymnasiasten noch der konkrete Studienwunsch fehlt und das Thema allgemeine Studienorientierung vorn rangiert.

„Es hat sich gezeigt, dass die Schüler sich sehr interessieren, aber die Hemmschwelle für die Live-Chats erstaunlich hoch ist. Dennoch hat sich die Messe zu Corona-Zeiten gelohnt, wenn auch es kein kompletter Ersatz für eine „echte“ Messe ist“, so Susan Schneider, Projektverantwortliche für die Studienmesse bei der WFE GmbH. Fakt ist, dass die kurzen Pitch-Videos der Unternehmen und Studieneinrichtungen auf der Webseite knapp 6.400 Mal von 1.897 Besuchern in Summe angeklickt und auch bis zum Ende geschaut wurden. Auch wenn am Ende im Verhältnis relativ wenige persönliche Gespräche vereinbart worden sind, haben sich die Gymnasiasten dennoch mit dem Thema Studienorientierung auf diesem Weg intensiver beschäftigt.

„Auch die meisten Unternehmer sind unerfahren, wenn es um solch ein digitales Messeangebot geht und betraten mit dem Format neues Terrain. Neue, modernere Kanäle auszuprobieren sei wichtig, sagen die einen, klassische Dinge aufrechtzuerhalten, sagen die anderen mit Blick in die Zukunft. Möglicherweise liegt die Zukunft in einer sogenannten hybriden Version einer solchen Messe, als Mix aus „echter“ Messe zum Hingehen und digitalem Angebot“, resümiert Matthias Lißke, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH. So könnte man flächendeckend alle Gymnasiasten aus dem Erzgebirge erreichen. Denn egal wo in der Region – ob in Aue, Annaberg-Buchholz oder Marienberg eine Messe in Zukunft räumlich in „echt“ stattfindet — für viele bleibt der Weg zur Location weit.

„Der erste Versuchsballon, Berufsberatung digital anzubieten, hat gut funktioniert“, so die beiden Berufsberater der Arbeitsagentur Annaberg-Buchholz, Andrea Henig und Jörg Lieberwirth über die Resonanz der ersten virtuellen Studienmesse im Erzgebirge am vergangenen Samstag. „Das Highlight war unbestritten eine Jugendliche aus Rumänien, die sich über ein Studium in Sachsen im Bereich Umwelt informierte“, sagte Jörg Lieberwirth und fügt hinzu: „Das virtuelle Angebot bietet Chancen, wenngleich es auch das persönliche Gespräch nicht ersetzen kann. Wir werden weiter daran arbeiten und unsere Dienstleistungen verstärkt auch virtuell anbieten“.

Nino Sciretta, Chef der Arbeitsagentur Annaberg-Buchholz, war persönlich anwesend und sagte: „Es hat sich gelohnt, in Corona Zeiten eine digitale Studienmesse anzubieten. Die Resonanz war positiv, viele Termine waren ausgebucht und unsere Berufsberater hatten im Live-Chat gut zu tun. Das Konzept ist tragfähig und wir sollten es auch im kommenden Jahr – gemeinsam mit unserem Kooperationspartner, der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH – fortführen und weiter ausbauen“.

Und dann gab es noch eine ganz persönliche Rückmeldung von einer Abiturientin an das Organisationsteam. Für sie war die virtuelle Studienmesse ein perfektes Angebot: „Ich möchte an der Universität Leipzig studieren. Weil ich behindert und eingeschränkt mobil bin, kann ich an einer normalen Studienmesse nicht teilnehmen. Ich finde die Idee echt super das Event im Web anzubieten.“

Die Pitch-Videos und die Vorträge sind noch bis 31. Juli auf www.studienmesseERZ.de abrufbar.

Hintergrund:

Nach einer erfolgreichen Pilotveranstaltung der Studienmesse:Dual ERZ im Juni 2019 mit 300 jugendlichen Gästen verschmolzen in diesem Jahr das duale Profil dieses Events mit dem seit Jahren etablierten Hochschultag der Agentur für Arbeit in Annaberg-Buchholz. Damit wurde die gesamte Palette an akademischen Möglichkeiten gebündelt für Abiturienten vorgestellt. Es präsentierten sich sächsische Universitäten, Hochschulen, Fachhochschulen und Berufsakademien gleichzeitig mit regionalen Unternehmen, die Studierende als Praxispartner unterstützen. Ziel der Messe ist es, den Gymnasiasten einen Karrierestart und berufliche Perspektiven im Erzgebirge aufzuzeigen, um sie als Fach- und Führungskräfte von morgen für die Region zu gewinnen.

Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes und ist ein Projekt der Fachkräfteallianz Erzgebirge.