Thalheim: EU fördert Sachsen - „Die Erinnerung an die Strumpffabrik erhalten“

EU-Zeit im Gespräch mit dem Thalheimer Bürgermeister Nico Dittmann

Die ehemalige Strumpffabrik in Thalheim hat für die Erzgebirgsstadt große Bedeutung. 1905 errichtet, brachte sie viele Jahrzehnte Wohlstand und Arbeit nach Thalheim und in die Umgebung. Sie durchlebte eine bewegte Geschichte mit wirtschaftlichen Höhen, aber auch Tiefen durch Krieg und Enteignung. 1998 ging die STL Strumpffabrik Thalheim GmbH & Co. KG, die nach der Wende noch alle Teile der Industriebrache genutzt hatte, in Insolvenz. Danach gab es die TSF GmbH Thalheimer Strumpffabrik, die jedoch im Jahre 2006 ebenfalls insolvent war. Seit dieser Zeit standen die Gebäude leer, verfielen immer mehr und waren einsturzgefährdet. Die Stadt Thalheim nutzte eine 80-prozentige EU-Förderung für den Abriss, der mit rund 1,2 Millionen Euro zu Buche schlug. EU-Zeit sprach mit Bürgermeister Nico Dittmann über die Zukunft des Geländes.

Herr Dittmann, die ehemalige Strumpffabrik in Thalheim ist jetzt abgerissen und damit endgültig Vergangenheit. Was bedeutet das für Thalheim?

Die Strumpffabrik war über eine lange Zeit prägend für die Stadt. Das Gebäude konnte aber leider nicht mehr gerettet werden. Wir haben es 2014 erworben und mit Hilfe der EFRE-Förderung abgerissen. Einige alte Fabrikgebäude in Thalheim konnten erhalten werden, andere leider nicht. Aber die Erinnerung an die weltbekannte Strumpffabrik soll dennoch gewahrt werden. Was mich besonders freut, ist, dass wir die wertvollen alten Gemälde aus dem Fabrikgebäude retten und erhalten konnten – sie werden bald im Rathaus hängen und dort zu besichtigen sein. Dies gelang durch ein Zusammenspiel von Spendern, Eigenmitteln der Stadt, Fördermitteln und Sponsoren.

Was soll mit dem Grundstück jetzt nach dem Abriss passieren?

Das ist komplizierter als zunächst gedacht, da langwierige Verfahren und Planungen erforderlich sind, um einen geeigneten Nutzen zu finden. Aber bald können wird die Gestaltung der immerhin 6.000 Quadratmeter großen Grünfläche in Angriff nehmen. Das wird nicht nur eine Wiese, sondern ein Park der Erinnerung an die Geschichte der Fabrik – zum Beispiel mittels Visualisierungen, für Kultur und Erholung. Die ehemalige Fabrikantenvilla ist in einem guten Zustand - dank eines privaten Eigentümers - und wird für Kulturangebote genutzt, die dann eventuell auch im Park stattfinden können. Chemnitz bewirbt sich 2025 als Kulturhauptstadt Europas – wir wollen hier Synergieeffekte und Anknüpfungspunkte schaffen. Es gibt eine direkte Bahnanbindung ins Chemnitzer Stadtzentrum, es bietet sich also geradezu an, auch das Umland und zum Beispiel Thalheim mit seiner Geschichte einzubeziehen.

Thalheim hat EU-Fördermittel für eine weitere Industriebrachenbeseitigung genutzt, die der VEB Plast und Elast – sind Sie zufrieden mit der Förderung?

Ja auf jeden Fall! Das war für uns sehr wichtig und wir sind froh über die Förderung, auch wenn der Aufwand recht hoch war. Wir wurden aber bei der Abwicklung der Förderung sehr gut von der Sächsischen Aufbaubank als Bewilligungsstelle unterstützt. Die Renaturierung der Brachen hat das Stadtbild sehr schön aufgewertet.