Tschechische Schüler erkunden Berufsfelder im Erzgebirgskreis

Acht- und Neuntklässler aus Tschechien sind gestern in das Berufsleben im Erzgebirgskreis eingetaucht, statt daheim die Schulbank zu drücken. Die rund 45 Schüler aus der Region Karlovy Vary lernten das duale Ausbildungssystem in Deutschland kennen und erkundeten in zwei Betrieben die Pflegebranche und das metallverarbeitende Gewerbe. Fachgebiete, die davon auch profitieren wollen.

"Wir müssen immer mehr dafür tun, Auszubildende für unsere Berufszweige zu finden", sagte Kai Tenbergen, technischer Leiter bei Purkart Systemkomponenten in Niederschmiedeberg. Konsequenz: Es mangelt an Fachkräften. Das Unternehmen setzt daher seit einigen Jahren auch auf Fachpersonal aus dem Nachbarland. Aktuell gehören 20 Angestellte aus Tschechien zu den 200 Mitarbeitern. "Wir haben bislang gute Erfahrungen damit gesammelt", ergänzte Tenbergen. Einziges Problem: die Sprache.

Die war zumindest gestern beim Betriebsrundgang mit den Schülern kein Problem. Eine Dolmetscherin übersetzte, während der technische Leiter den Gästen die verschiedenen Bereiche und Ausbildungsmöglichkeiten in der Firma erläuterte.

Eine zweite Gruppe aus Karlovy Vary sah sich im Seniorenzentrum der Lauckner-Kempf-Pflege in Marienberg den Arbeitsalltag an. Auch in diesem Beruf haben die Unternehmen zunehmend Probleme, die Ausbildungsplätze zu besetzen, erklärte Claudia Teora Rivière von der Geschäftsführung: "Es ist harte Arbeit mit viel Verantwortung."

Ausländische Azubis einzustellen, sei deshalb ebenfalls eine Option. Damit hat die Geschäftsleitung bereits gute Erfahrungen gesammelt. In der Niederlassung Dresden werden seit September 2015 zwei portugiesische Jugendliche ausgebildet. Wichtigste Voraussetzung: Sie waren bereit, schnell die deutsche Sprache zu erlernen.

Das Problem wird an tschechischen Schulen angepackt. Denn das Interesse, in Deutschland zu arbeiten, sei sehr groß, versichert Radka Pacakova vom Arbeitsamt in Karlovy Vary. Schon jetzt sind 1661 ausländische Arbeitnehmer im Erzgebirgskreis angestellt. "Das ist der höchste Stand seit Aufzeichnung der Statistik", sagt Simone Heinrich, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit in Annaberg-Buchholz.

(Quelle: Freie Presse)