Wo beginnt und wo endet das Erzgebirge?

Gibt es für das Erzgebirge eigentlich eine Karte mit genau festgelegten Grenzen?

Die detaillierteste naturräumliche Gliederung Sachsens und damit auch des sächsischen Erzgebirges hat in den Jahren 1965 bis 2007 die Arbeitsstelle "Naturhaushalt und Gebietscharakter" der Sächsischen Akademie der Wissenschaften in Leipzig erarbeitet. Die unterteilt Sachsen in Landschaftsausschnitte. Demnach gibt es eine Einheit mit dem Namen "Erzgebirge" gar nicht, sondern die von Fachleuten Makrogeochoren genannten größten landschaftlichen Einheiten Westerzgebirge, Mittleres Erzgebirge und Osterzgebirge. Die Grenzen zwischen diesen bilden die Hanglagen der tief eingeschnittenen Flüsse Schwarzwasser/Zwickauer Mulde (zwischen West- und mittlerem Erzgebirge) sowie die Flöha (zwischen Mittlerem und Osterzgebirge). Zusammen mit den Naturräumen Vogtland, Elstergebirge, Sächsische Schweiz, Oberlausitzer Bergland und Zittauer Gebirge bilden diese drei die Naturregion Sächsisches Bergland und Mittelgebirge.

Unter den drei Teilen des Erzgebirges ist das Westerzgebirge mit 777,64 Quadratkilometern mit Abstand der kleinste, es folgt das Mittlere Erzgebirge mit 1383,26 Quadratkilometern und das Osterzgebirge mit 1494,55 Quadratkilometern. Aber wo genau fängt es an, und wo hört es auf? Eine so exakte Begrenzung wie zwischen Landkreisen, dass man an einer bestimmten Stelle etwa im Wald ein Schild aufstellen könnte "Sie betreten jetzt das Erzgebirge" gibt es nicht. Im Westen beginnt es am Ostrand von Markneukirchen, Schöneck und Auerbach, weiter geht es südlich von Zwickau, wo selbstverständlich Schneeberg und auch Kirchberg schon dazu gehören, Oelsnitz ebenso, aber, um die Frage zu beantworten, nicht Lichtenstein. Weiterhin berührt der Südrand von Chemnitz das Erzgebirge. Das Osterzgebirge wiederum flankiert praktisch das ganze rechte Flöhaufer bis zur Mündung des Flusses in die Zschopau, umfasst auch die Stadt Freiberg, nicht jedoch Freital. Die Abgrenzung zum Elbsandsteingebirge und zur Sächsischen Schweiz verläuft im Abstand von zehn bis zwanzig Kilometern parallel zur Elbe, bis zur Grenze zur Tschechischen Republik.

Die tschechische Seite des Erzgebirges, wo die Landschaftsformation Krusne Hory heißt, erstreckt sich als schmaler Streifen jenseits der Grenze und wird im Süden von Ost nach West durch die Böhmische Schweiz, das Nordböhmische Becken, das Duppauer Gebirge, das Falkenauer Becken und das Egerbecken begrenzt. Wie auf der Karte zu sehen ist, verlaufen die Anstiege des Erzgebirges auf tschechischer Seite über eine erheblich kürzere Strecke, was bereits jedem aufgefallen sein dürfte, der mal über einen der Grenzübergänge im Erzgebirge mit dem Auto in die Tschechische Republik gefahren ist.

(Quelle: Freie Presse)