Zukunfts-Forum Erzgebirge

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich spricht auf dem Zukunftsforum Erzgebirge 2012
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich spricht auf dem Zukunftsforum Erzgebirge 2012

Fitmachen für Demografie-Wandel

Annaberg-Buchholz, 29.06.2012. Das Europäische Medien Center in Stollberg war am vergangenen Freitag (22.06.2012) sehr gut besucht: Rund 200 Vertreter von Unternehmen, Forschungsinstituten und Hochschulen aus der Grenzregion Erzgebirge / Krušné hory tauschten ihre Erfahrungen zur Fachkräftegewinnung und gemeinsamen Kooperationen für mehr Innovation im Mittelstand aus. Das Regionalmanagement Erzgebirge hatte zum ersten Zukunfts-Forum geladen und das Interesse war groß. „Für uns war dieses Forum ein weiterer wichtiger Baustein auf unserem Weg, das Erzgebirge auch mit allen Partnern der Grenzregion als erfolgreichen Wirtschaftsstandort weiter zu entwickeln“, ordnete Frank Vogel, Landrat des Erzgebirgskreises, diese Veranstaltungspremiere in die Gesamtaktivitäten des Landkreises ein. Für ihn sei besonders wichtig, auf den demografischen Wandel vor Ort zu reagieren und die positive Wirtschaftsentwicklung im Erzgebirgskreis fortzusetzen: Die einheimischen Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten hatten ihre Umsatzzahlen in 2011 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch einmal um 17 Prozent steigern können und lagen damit sachsenweit (plus 12 Prozent) vorn.   Bundesinnenminister: Wirtschaftliche Chancen einer Grenzregion aktiv vor Ort nutzen Besonders erfreut zeigte sich Landrat Vogel vom klaren Bekenntnis des Bundesinnenministers Dr. Hans-Peter Friedrich zum Mittelstand als Wirtschaftsmotor und zur Bedeutung des ländlichen Raums. In seinem Impulsreferat betonte der auch für Demografie und den Aufbau der Neuen Bundesländer zuständige Bundesminister: „Gerade die dynamische Entwicklung des Mittelstands in grenznahen Regionen wie im Erzgebirge dokumentiert, welche großen Chancen die wirtschaftliche Zusammenarbeit in europäischen Grenzräumen bietet.“ Allerdings seien leistungsfähige Mobilitätsangebote und Bildungseinrichtungen, der Zugang zu modernen Kommunikationsstrukturen und attraktive Kulturleistungen auch weiterhin wichtige Standortfaktoren für die Wirtschaft in ländlichen Räumen, die es damit jenseits der Metropolen zu erhalten und auszubauen gelte. Bundesinnenminister Friedrich sprach sich weiterhin dafür aus, noch stärker die vorhandenen Fachkräftepotentiale vor Ort zu nutzen, um den demografischen Wandel erfolgreich zu gestalten. Dazu gehöre für ihn nicht nur die weiterhin sehr gute Ausbildung junger Menschen, sondern auch eine verstärkte Qualifizierung älterer Arbeitnehmer. Nachwuchskräftegewinnung für Mittelstand die größte Herausforderung In ihrem Vortrag zur aktuellen Situation des akademischen Nachwuchses im Mittelstand nahm Margret Gleiniger, Geschäftsführerin der KSG Leiterplatten GmbH aus Gornsdorf, diese Vorlage dankend auf und beschrieb die anstehenden Herausforderungen für ihr Unternehmen: „Als dynamisch wachsender Mittelständler haben wir einen hohen Bedarf an qualifizierten Fachkräften. Denn gerade der demnächst anstehende Generationswechsel in der Firma ist für uns eine der größten Aufgaben in den nächsten Jahren.“ Sorgen bereite ihr allerdings die aktuelle Fachkräftesituation, denn gutes Personal sei immer schwieriger zu finden und der zeitliche Aufwand dafür steige. Schlüssel zum Erfolg: Enge Kooperation von Mittelstand und Hochschule „Nur Innovation führt zu Fortschritt und damit zu wirtschaftlichem Erfolg“, zeigte sich Eberhard Grünert in seinem Vortrag zum erfolgreichen Zusammenwirken von Hochschulen und Unternehmen überzeugt. Der Geschäftsführer der TURCK GmbH aus Grünhain-Beierfeld betonte dabei die großen Chancen, die regionale Kooperationsnetzwerke bieten. So eröffnete sein Unternehmen im Sommer letzten Jahres eine eigene Außenstelle für Entwicklungsdienstleistungen im Smart System Campus der TU Chemnitz, um eigene Innovationsprojekte so schnell wie möglich mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen umsetzen zu können. Denn nur so könne man heute auch große Märkte erobern und wirtschaftlichen Erfolg erzielen. „Derartige Kooperationsmodelle zwischen Hochschulen und industriellem Mittelstand bieten für beide Seiten enorme Potentiale“, betonte auch Professor Olaf Hagenbruch, Leiter des Application Center Microcontroller (ACMC) an der Hochschule Mittweida. Er verwies auf seine positiven Projekterfahrungen mit Firmen und nannte dafür ein konkretes Praxisbeispiel: Bei der Entwicklung eines Drahtlos-Sensornetzwerks für die industrielle Anlagenüberwachung sei es erfolgreich gelungen, durch eine enge Zusammenarbeit ein innovatives Produkt mit hohem Marktpotential zu entwickeln.   Zusammenarbeit in der Grenzregion Erzgebirge / Krušné hory ausbauen Für Dr. Tomáš Nigrin, Hochschullehrer an der Karls-Universität Prag, liegen die Chancen einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit auf der Hand, wie er in seinem Vortrag verdeutlichte. Während zur Wendezeit Deutsch noch die wichtigste Fremdsprache in der tschechischen Wirtschaft war, hat sich mittlerweile Englisch als führende Fremdsprache etabliert. Vor dem Hintergrund des akademischen Fachkräftemangels böten aber für ihn gerade die zweisprachigen Studiengänge an seiner Tschechisch-Deutschen Fakultät für Absolventen und Unternehmen großes Potential, diesen Trend wieder umzukehren. „Um auch zukünftig als attraktive Region zum Leben und Arbeiten wahrgenommen zu werden, brauchen wir hier im Erzgebirge ganz konkrete Angebote für Unternehmen und potentielle Fachkräfte“, fasste Matthias Lißke, Geschäftsführer Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH, wichtige Aussagen seiner Vorredner zusammen. Aus Sicht der Wirtschaftsförderung gehörten dazu u. a. das bestehende Fachkräfteportal im Internet mit dem besonderen Fokus auf Heimkehrer, der Kontaktausbau zu Hochschulen und deren Career Service Centern, aber auch das gestartete Projekt CSRnetERZ – Gesellschaftliche Verantwortung im Mittelstand.  Da die eigenen Potentiale aber zukünftig nicht ausreichen werden, bedarf es für ihn auch einer Zuwanderung aus dem Ausland. „Das Erzgebirge hat in seiner 800-jährigen Bergbaugeschichte von Zuwanderung immer profitiert und ist dadurch wirtschaftlich und kulturell gewachsen“, betonte Lißke zum Abschluss des Zukunfts-Forums.