Erzgebirgische Unternehmen gehen mit gutem Beispiel voran

Manuel Opitz an einem speziell für ihn eingerichteten Messplatz (Foto: NORMTEILE LINDNER GmbH)
Manuel Opitz an einem speziell für ihn eingerichteten Messplatz (Foto: NORMTEILE LINDNER GmbH) / © Normteile Lindner

Normteile Lindner und Norafin nehmen am Wettbewerb „Mein gutes Beispiel“ teil

Ehrenfriedersdorf / Mildenau. Zum fünften Mal verleihen die Bertelsmann Stiftung und der Verein Unternehmen für die Region e.V. den Preis „Mein gutes Beispiel“. Prämiert werden mittelständische und familiengeführte Unternehmen, die sich durch gesellschaftliches Engagement auszeichnen. Die beiden Unternehmen Normteile Lindner GmbH aus Ehrenfriedersdorf und Norafin Industries (Germany) GmbH aus Mildenau haben Projekte in den Wettbewerb eingereicht. Manuel ist auf einem Auge blind, auf dem anderen Auge besteht ein Restsehvermögen von nur noch 20 Prozent. Dennoch hatte er den Wunsch, eine Ausbildung als Zerspaner zu beginnen. Die Voraussetzungen dafür waren durch sein Handicap alles andere als gut und so erhielt er auf viele Ausbildungsbewerbungen nur Absagen. Dass er heute trotz alledem eine abgeschlossene Berufsausbildung und eine Festanstellung als Zerspaner vorweisen kann, hat Manuel zum einen dem SFZ Berufsbildungswerk in Chemnitz und zum anderen der Firma Normteile Lindner GmbH zu verdanken. Das Ehrenfriedersdorfer Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, benachteiligten Menschen eine Chance zu geben und diese ins Unternehmen zu integrieren. „Mittlerweile sind in unserem Unternehmen sechs Mitarbeiter mit Handicap beschäftigt, dies entspricht zehn Prozent der gesamten Belegschaft“, so Prokurist und technischer Leiter Jens Lindner. Damit habe das Unternehmen aber keine schlechten Erfahrungen, im Gegenteil: „Manuel Opitz ist heute voll in unser Team integriert. Nicht nur an seiner Krankenstatistik – einen Tag in den ersten beiden Jahren – sondern auch an seiner positiven Lebenseinstellung ist erkennbar, dass er seinen Job liebt und ernst nimmt. Für uns ist Manuel eine unglaubliche Bereicherung und der beste Beweis, dass es sich lohnen kann neue Wege zu beschreiten“, Lindner weiter. Mit diesem Engagement hat sich das Unternehmen beim deutschlandweit ausgeschrieben Preis „Mein gutes Beispiel“ der Bertelsmann Stiftung und des Vereins Unternehmen für die Region e.V. beworben. Neben dem Einsatz für benachteiligte Menschen geht das Familienunternehmen aus dem Erzgebirge mit noch zwei weiteren Initiativen ins Rennen. Eine davon ist der „BMI 60-40-20“. Mit dem „BMI 60-40-20“ hat das Unternehmen einen eigenen Body Mass Index definiert: 60 Mitarbeiter, 40 Maschinen, 20 soziale Projekte. „Wir sehen unseren Auftrag auch darin, eine aktive Rolle in der Gesellschaft und der Region zu spielen“, berichtet Anett Lindner, Leiterin Montage. So ist es der Firma Lindner nicht nur wichtig, die in der Stadt ansässigen Kindergärten, Schulen und Vereine zu unterstützen, sondern auch jene Orte und Gemeinden zu bedenken, aus denen die Mitarbeiter stammen. Anett Lindner weiter: „Um unsere Mitarbeiterschaft aktiv in die Spendenvergabe einzubeziehen und zum Geben zu inspirieren, steht jedem Mitarbeiter pro Jahr ein Spendenbudget von 200 Euro zu, welches er einer Einrichtung seiner Wahl zukommen lassen kann.“ Damit hat sich das Unternehmen im vergangenen Jahr mit einem Spendenumfang von 70.000 Euro für soziale Projekte engagiert.   Wertschätzung Mensch als Unternehmensphilosophie „Wertschätzung Mensch“ – das ist die Unternehmensphilosophie der Norafin Industries (Germany) GmbH. Unter diesem Leitmotiv engagiert sich der Hersteller hochwertiger Materialkonstruktionen und technischer Spezial-Vliesstoffe durch verschiedene soziale Tätigkeiten. Ein Schwerpunkt ist die Förderung von Kindern und Jugendlichen. Es werden beispielsweise jährlich drei Kindergärten der Belegschaft ausgelost, welche finanziell unterstützt werden. Auch hält Norafin Bastelmaterialien für Schulen und Kindereinrichtungen aus der eigenen Produktion bereit. Für Schulen und Universitäten bietet das Unternehmen aus Mildenau Betriebsbesichtigungen, Praktika oder Ferienarbeit an. Und auch Vereine der Region werden gefördert: Dabei geht es sowohl um die finanzielle Unterstützung von Vereinen, in denen die Mitarbeiter aktiv sind, als auch Hilfestellungen durch das Einbringen des eigenen Know-hows. Darüber hinaus ist das Unternehmen in erzgebirgischen Netzwerken involviert. Die Idee dahinter beschreibt André Lang, Geschäftsführer: „Wir verstehen uns als gegenseitiger Impulsgeber für dringende Themen der lokalen gesellschaftlichen Agenda und erörtern Fragen zur Fachkräftesicherung im Erzgebirge oder zur Flexibilisierung von Arbeitszeit.“ Norafin stand so als Veranstaltungsort für Treffen der Botschafter des Erzgebirges oder des CSR-Zirkels bereit. „Dabei geht es um den Austausch mit anderen Unternehmern der Region und um die Frage, wie gesellschaftliches, ökologisches und soziales Engagement in den Unternehmen gefördert bzw. erfolgreich implementiert wird“, so Lang weiter. Darüber hinaus  engagiert sich Norafin im Wirtschaftsbeirat Erzgebirge, in dem seit Januar 2016 strukturbestimmende Unternehmen der Region das Regionalmarketing im Erzgebirge unterstützen. Möglichkeiten dazu lebt das Unternehmen selbst vor. Die Basis dafür ist eine mitarbeiterorientierte und moderne Arbeitsgestaltung. Beispielsweise werden Mitarbeiter vom ersten Tag an kostenfrei mit hochwertigen Arbeitsschutzschuhen, Arbeitskleidung und individuellem Gehörschutz ausgestattet. „Weitere positive Beiträge zum Wohl der Mitarbeiter sind flexible Arbeitszeitmodelle im Rahmen der betrieblichen Möglichkeiten, Elternzeit für Väter, Möglichkeiten für Check-ups und Präventionskurse, Unterstützung ehrenamtlicher Engagements sowie die Ansparung betrieblicher Altersvorsorgebeiträge“, ergänzt der Geschäftsführer. Ebenfalls wird den Kollegen bei ganz praktischen Fragestellungen unter die Arme gegriffen: „Die multikulturelle Vielfalt wird im Unternehmen sehr geschätzt. Im Norafin Team sind sechs Nationalitäten vertreten“, berichtet Lang. Um die Integration zu verbessern, hilft das Unternehmen bei bürokratischen aber auch ganz alltäglichen Herausforderungen. Das Ankommen in einer neuen Heimat sowie einer ungewohnten Arbeitsumgebung soll damit so einfach wie möglich gestaltet werden.   Der Wettbewerb „Mein gutes Beispiel“ Der Wettbewerb „Mein gutes Beispiel“ findet 2016 bereits zum fünften Mal statt und wird vom Verein Unternehmen für die Region e.V. und der Bertelsmann Stiftung initiiert. Mittelständische und familiengeführte Unternehmen werden für ihr gesellschaftliches Engagement ausgezeichnet. Das Ziel der Auszeichnung ist es, das bereits zahlreich vorhandene Engagement der familiengeführten und mittelständischen Unternehmen sichtbar zu machen. Zur Teilnahme am Wettbewerb konnten bis 29.01.2016 Bewerbungen unter www.mein-gutes-beispiel.de eingereicht werden. Eine Jury, u.a. bestehend aus Hans Peter Wollseifer (Präsident des Zentralverband des Deutschen Handwerks e. V.), Liz Mohn (Stellvertretende Vorsitzende der Bertelsmann Stiftung) und Dirk Stocksmeier (Vorstandsvorsitzender des Unternehmen für die Region e. V.) wählt anschließend die Preisträger aus. Die Bekanntgabe der Preisträger und der Preisverleihung erfolgt am 6. April 2016 zur „Unternehmen für die Region“ Jahreskonferenz im Umweltforum Berlin.